Geschichte des Banats und von Knees
(Zusammengetragen von Annemarie und Klaus Ebner )

 

Zeittafel
1332-1337 Knees wurde erstmals unter dem Namen "Kenez" dokumentarisch erwähnt und hatte um diese Zeit bereits eine Kirche samt Pfarrer. Der Ort ist also vermutlich noch älter.
1432-1494 Paul Chinezu, Pavel Chinezu oder Pavel Chinezul ein berühmter Kämpfer gegen die Türken lebt zeitweise in Knees.
1567 Übergabe von Knees durch Kaiser Ferdinand (auch König von Ungarn) an Demetrie Fekete und Markus Zovitsch
1712 Erste Schwaben aus Würtemberg treffen in Sathmar ein.
1716-1718 Befreiungskrieg. Prinz Eugen siegt bei Peterwardein, Temeswar und Belgrad und befreit das Banat von der Türkenherrschaft. Knees war inzwischen fast entvölkert.
1717 Das befreite Banat wird kaiserliches Kronland unter eigener Verwaltung. In den Evidenzen der Kammer sind für Knees nur noch 10 Häuser aufgeführt.
1718 Das Banat steht unter österreichischer Militärverwaltung. Der Wiederaufbau des Landes durch mehrere Einwanderungswellen setzt ein.
1722-1726 Erster großer Schwabenzug unter Kaiser Karl VI (1711-1740).
1723 Steuerfreiheit, Freizügigkeit und Erbeigentum für die Siedler durch Gesetz.
1736-1754 Nach den Plänen Fischers von Erlach wird der Dom in Temeswar erbaut.
1753 Rumänen aus Surduc lassen sich in Knees nieder; die Einwohnerzahl steigt wieder an.
1763-1773 Zweiter großer Schwabenzug unter Kaiserin Maria Theresia (1740-1780). Maria Theresia siedelt 50.000 Deutsche auf den Kameralgütern Ungarns an.
1781 Knees wird zur Versteigerung vorgeschlagen, da es mit 2536 Gulden verschuldet war. Der Schätzwert betrug damals 152.117 Gulden.
1780-1790 Kaiser Joseph II. hebt die Leibeigenschaft auf, Deutsch wird Amts- und Schulsprache.
1782-1787 Dritter großer Schwabenzug unter Kaiser Joseph II (1780-1790).

1790

Beginn der Madjarisierung, Ungarisch wird Amtssprache.
Die ersten Madjarisierungsgesetze werden erlassen - 1791 (Artikel 16) und 1972 (Artikel 17).
Zwangsmadjarisierung=die Erzwingung des Bekenntnisses der Völker des Königreichs Ungarn zur madjarischen Nation.
1796
Beginn der Besiedlung von Knees durch Deutsche.
1802 Nikolaus Lenau wird in Csatád (heute: Lenauheim) im Banat geboren.
1810 299 Deutsche leben in Knees
1822 Grundsteinlegung der römisch katholischen Kirche
1823
Am 15. Oktober wird die Kirche zu Ehren der Heiligen Theresia von Avila geweiht. Beginn der Führung der Matrikelbücher (von 1796-1823 war Knees Filiale der Pfarrei Billed).
1900
Die Madjarisierung erreichte während der Zeit Österreich-Ungarns (1867–1918) ihren Höhepunkt. Im 19. Jahrhundert wurde ganz offen diskutiert, wie man die gewaltsame Madjarisierung am besten erreichen könnte, es wurden z. B. Madjarisierungsgegner verhaftet, zahlreiche Schulen der nichtmadjarischen Bevölkerung geschlossen und anschließend durch madjarische Schulen ersetzt. 
Die erste Auswanderungswelle nach Amerika setzt ein. Die Namen der ausgewanderten Kneeser findet man in der Dreyer Emigration List.
1907 Das Ápponyi-Schulgesetz verbietet die deutsche Unterrichtssprache an Volksschulen und Privatschulen in den deutschen Gemeinden des Banats.
1907-1920 Adam Müller-Guttenbrunn (1852-1923) schreibt in Wien seine Romane und wird mit ihnen zum Wiederentdecker und "Erwecker" der Donauschwaben.
1910 Knees hat mittlerweile 3027 Einwohner (Deutsche, Rumänen und Serben), davon 999 Deutsche
1914-1918 Erster Weltkrieg. Die wehrfähigen Männer von Knees werden zur k.u.k. Armee eingezogen.
1919-1920
Der Friedensvertrag von Trianon (oder auch Vertrag von Trianon) vom 4. Juni 1920 regelt nach dem Ersten Weltkrieg u.a. die territoriale Situation Ungarns. Ungarn verliert dabei 2/3 des Reichsgebietes. Das Banat wird im Rahmen der Friedensregelungen in drei Teile zerlegt. 1.500.000 Donauschwaben werden auf die Nachfolgestaaten Ungarn, Serbien und Rumänien aufgeteilt. Der Teil des Banats, zu dem Knees gehört, kommt zu Rumänien.
Kinder aus Österreich kommen zur Erholung in die Banater Dörfer.
1920-1930 Enormer Aufschwung der Landwirtschaft, des Gewerbes  und des Handels.
1925 In Temeswar Gründung der "Banatia", als größtes deutsches Schulzentrum in Südosteuropa mit Lehrerbildungsanstalt und Knabenlyzeum in kirchlicher Trägerschaft
1930 Knees hat 2668 Einwohner davon 974 Deutsche
1931-1933 Die Auswirkungen der Weltwirtschaftskrise machen sich bemerkbar und führen zu einer Verschlechterung der wirtschaftlichen Lage. In der Folge setzt eine neue Auswanderungswelle nach Amerika ein.
1935-1940 Wirtschaftlich und kulturell sehr erfolgreiche Jahre für die Deutschen im Banat.
1939 Ausbruch des 2. Weltkrieges. Vorerst keine Auswirkung auf das Banat, da Rumänien eine Neutralitätserklärung abgibt.
1940 Knees hat 2789 Einwohner davon 1004 Deutsche.
1941 Das Königreich Rumänien tritt an der Seite des Deutschen Reiches in den Krieg ein. Alle wehrpflichtigen Männer werden in die rumänische Armee eingezogen und meist sofort an der Ostfront eingesetzt.
1943 Deutsche wehrpflichtige Männer mit rumänischer Staatsangehörigkeit können in die deutsche Wehrmacht / Waffen-SS eintreten. Wegen der besseren Bewaffnung und Versorgung wurde davon auch häufig Gebrauch gemacht.
23.08.1944 Rumänien schlägt sich auf die Seite der Russen und erklärt Deutschland den Krieg. Im Herbst erreicht die Front auch Knees. Die Wehrmacht zieht sich zurück und die Russen erobern Knees. Als erstes werden die Häuser geplündert und das Vieh aus den Ställen getrieben.
1945
Mitte Januar beginnt die Zwangsverschleppung der Banater Schwaben in die Ukraine.
Im Gefolge der Russen kommen die Kommunisten an die Macht. Das Bodenreformgesetz (Dekret 187) vom März 1945 schafft die Basis für die Totalenteignung von Haus- und Grundbesitz. Der deutschen Minderheit werden sämtliche privaten Produktionsmittel (Fabriken, Maschinen, Geschäfte, Banken, Äcker, Wälder, Weinberge, Grundstücke) genommen. Anschließend folgte die Enteignung des lebenden und toten Inventars. Der Kirchenbesitz wird ebenso verstaatlicht wie die deutschen Schulen.

1947
Ende Dezember wird der Thronverzicht des König Mihai I. mit vorgehaltener Pistole erzwungen. Das Königreich Rumänien wird Volksrepublik.
1948
Es erfolgte die Zwangvereinigung der Sozialdemokraten mit der KPR, aus der die Rumänische Arbeiterpartei (RAP) hervorging. Sie übernahm die Macht, ihr Führer war Gheorghe Gheorghiu-Dej. Er herrschte mit stalinistischen Methoden bis 1965, unter ihm wurden politische Gegner inhaftiert und gefoltert.
1948
Allgemeine Nationalisierung am 11. Juni (Dekret 119/1948). Alle Industrie-, Bank- und Transportunternehmen sowie die rum. Großgrundbesitzer werden ohne Entschädigung verstaatlicht.
Das im August erschienene Schulreformgesetz erlaubt wieder deutsche Schulen.
1948-1949 Rückkehr der Kriegsgefangenen und der letzten Zwangsverschleppten aus Russland.
1949
Auf der Plenarsitzung des Zentralkomitees vom 3 - 5. März wird die Kollektivierung der Landwirtschaft beschlossen ("Agrarrevolution").
  • Gründung der Konsumgenossenschaft (cooperativa de consum) in Knees
  • Gründung der Rohrfabrik ("Stokkaturfabrik") unter dem Namen "Interprinderea 11. Juni"
1951
  • Gründung der Landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaft (cooperativa agricola de productie) in Knees.
  • Das Dorf erhält ein "Dispensar" mit einem praktizierenden Arzt, der jeden Tag aus Temeswar kam
  • Baragan Verschleppung am 18. Juni
  • Kolonisten aus der Moldau und Dobrudscha werden in die leer gewordenen Häuser einquartiert.
1954 Mit Dekret Nr. 81/1954 und Ministerialbeschluß 370/1954 werden den Deutschen  die 1945 verstaatlichten Häuser zurückgegeben. Der Grundbesitz bleibt nach wie vor verstaatlicht.
1956
Rückkehr der Baraganverschleppten.
Einrichtung eines Geburtsheimes (casa de nastere).
Am 04.11.1956 erfolgte von Radio-Temeswar die erste Sendung in deutscher Sprache
1956-1961 Weitere Ansiedlung rumänischer Kolonisten. Ende der 50. Jahre setzte eine Familienzusammenführung mit den schon in Deutschland lebenden Banatern ein. Eine nicht endende Auswanderungskette entsteht.
1962-1963 Knees erhält elektrischen Strom
1965 Rumänien wird eine sozialistische Republik. Anstelle des verstorbenen Gheorghe Gheorghiu-Dej kommt Nicolae Ceausescu an die Parteispitze.
In der poststalinistischen Ära der 1960er-Jahre erlebte Rumänien eine gewisse Konsolidierung und eine Phase relativer Liberalität. Das kommunistische Regime arrangierte sich mit dem entmachteten bürgerlichen Lager und mit seinen parteiinternen Gegnern. Politische Gefangene wurden entlassen, die Repressionen gingen deutlich zurück. Auch die Entrechtung und Totalenteignung der deutschen Minderheit nahm ein Ende.
Am 21. August 1965 wurde die Sozialistische Republik Rumänien ausgerufen.
1968 Am 21. 02. 1968 erscheint die "Neue Banater Zeitung"
Die Förderung von Erdöl im Umfeld von Knees beginnt
1969 Das rumänische Fernsehen startet eine wöchentliche Sendung in deutscher Sprache
ab 1970 Viele Deutsche aus Knees ziehen nach Temeswar oder wandern in die Bundesrepublik ab.
ab 1975 Die ineffiziente Wirtschaftspolitik mit unzähligen Fehlinvestitionen ließ das Land ab der Mitte der 70iger-Jahre unaufhaltsam in den Bankrott treiben. Seit 1981 galt Rumänien als nicht mehr kreditwürdig. Zur Tilgung der hohen Auslandsschulden ließ das Regime nun alles exportieren, was sich verkaufen ließ – auf Kosten der Grundversorgung der eigenen Bevölkerung mit Lebensmitteln und elementaren Bedarfsgütern.
Einsetzende Aussiedlungswelle nach Deutschland. Im Januar 1978 vereinbarten N. Ceausescu und Bundeskanzler H. Schmidt, dass im Rahmen einer Familienzusammenführung jährlich 11.000 Deutsche aus Rumänien in die Bundesrepublik auswandern dürfen. Als Gegenleistung wurden 178 Millionen DM jährlich vereinbart. Ende des Jahres sind bereits 90.000 Deutsche aus Rumänien weggezogen (ethnische Säuberung und Sanierung des Staatshaushaltes durch den Verkauf von Menschen).
1989 Exodus der letzten Deutschen und Einzug von Rumänen in die leer gewordenen Häuser
1992 Auflösung der eigenständigen röm.- kath. Pfarrei von Knees
2007
Heute leben nur noch eine handvoll Deutsche in Knees. Die Kirche, die Gräber unserer Ahnen und ab und zu deutsche Namen auf den Giebeln der Häuser, ist alles was an die Banater Schwaben erinnert, die das Land 200 Jahre lang geprägt und zu Wohlstand gebracht haben.

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Deutsche Besiedlung von Knees

In mehreren kleineren und drei großen so genannten Schwabenzügen fand die planmäßige Wiederbesiedlung der durch die Türken entvölkerten Gebiete Pannoniens statt. Die deutschsprachigen Siedler stammten aus Schwaben, Franken, Bayern, Pfalz, Hessen, Österreich, Österreichische Niederlande (heute: Luxemburg, Belgien) und Elsass-Lothringen.
Durch den ungebremsten Kolonistenstrom, durch die hohe Geburtenrate der Erstsiedler und durch den Zuzug von Flüchtlingen aus dem Südbanat stieg die Bevölkerungszahl trotz vieler Krankheiten und Seuchen in den neu besiedelten Gebieten enorm an. Dies führte zu einer Verarmung der Bevölkerung, da die Erwerbsgrundlage, nämlich der vorhandene Grund und Boden, der gleiche blieb. Weil es damals im Banat keine Industrie gab, welche Arbeitsplätze schuf, mußten sich die Nachgeborenen bei irgendeinem Bauern verdingen oder ein Handwerk erlernen. Doch die Landwirtschaft und das Handwerk konnten nur eine begrenzte Zahl von Arbeitern aufnehmen, deshalb blieb schließlich nur der Weg der Abwanderung in benachbarte Dörfer, die noch Aufnahmekapazität hatten. Anschließend an die ersten Schwabenzüge setzte eine Binnenwanderung zwischen den Dörfern ein.
Speziell aus Billed wanderten viele junge Familien nach Knees ab, um sich dort seßhaft zu machen. Ein "Contract" vom 23 Januar 1797 schildert die Ansiedlung von 23 solcher Familien.
Dies ist die Geburtsstunde des deutschen Dorfes in Knees.

Vertrag

Knees gehörte zum Rentamt St. Andrasch und hatte zu der Zeit 294 Hausplätze. 159 ganze, 91 halbe 19 viertel und 4 achtel Ansässigkeiten sowie 21 Häusler. Nach dem erwähnten Vertrag aus dem Jahre 1797 wurden "23 Billiedter Unterthanen" auf 13 ganzen, 7 halben und 3 viertel Ansässigkeiten angesiedelt. In nachfolgender Tabelle werden diese 23 Siedler nocheinmal namentlich aufgeführt.

Pos.
Name
Vorname
1 Eichert Franz
2 Stoß Johann
3 Karch Niklos
4 Unti Anton
5 Machotta Jakob
6 Theister Johann
7 Lauer Peter
8 Daniel Lampert
9 Kirsch Johann
10 Wull Wilhelm
11 Lauer Johann
12 Krauser Jakob
Pos.
Name
Vorname
13 Daniel Peter
14 Kramp Peter
15 Thomas Valentin
16 Mann Nikolaus
17 Unti Johann
18 Schlawek Franz
19 Karch Niklas
20 Hann Josef
21 Theister Johann
22 Lauer Peter
23 Kirsch Johann

Bis 1823 ist bereits ein rascher Anstieg der deutschen Bevölkerung sichtbar. Zu diesem Zeitpunkt baut sich die deutsche Volksgruppe in Knees auch eine eigene Kirche als kulturelles und spirituelles Zentrum.

Trotz der, um 1900 erfolgten, massiven Auswanderung nach Amerika wuchs die deutsche Bevölkerung von Knees bis 1910 auf etwa 1000 an. Diese Zahl hielt sich bis etwa 1941, danach nahm sie bedingt durch den Krieg mit seinen Folgen und durch die aus dem Kommunismus resultierende Flucht und Abwanderung stetig ab.

Als die ersten Deutschen in Knees angesiedelt wurden, könnte es sich so zugetragen haben, wie dies Joseph Fuchs in "Geschichte eines Banater Dorfes" erzählt. Hier ein Auszug davon:

   Beunruhigten Blickes sahen die Wallachen den Beamten und Vermessungsleuten zu. Ob man ihnen was nehmen wird von ihren Gärten? Zwei Gassen sollen noch angebaut werden an das Dorf. Der alte Tanase brachte die Nachricht: 100 Familien sollen noch herkommen. Deutsche. Die bekommen Feld in Pakacz.
    "Wird nicht leicht sein, die Grasnarbe aufzureissen. Doch die Erde dort ist gut."
    "Woher kommen die Deutschen?"
    "Aus Billed und Grabatz und Lovrin will man sie bringen. Von überall" - sagte Tanase und beschrieb mit der Rechten einen Halbkreis.
    "Wie wird man mit ihnen reden?"- fragte seine Frau.
    "Ungarisch" - meint der Alte, er war immer stolz auf seine zwölf Worte, die er zu sprechen verstand.
    "Das kann ich nicht glauben, wo hätten sie es denn lernen sollen?"
    "Das verstehst Du nicht, Weib"- brummte der Mann unwillig, doch wußte er nun, daß die Schwaben kein Ungarisch verstehen. "Aber man wird ja sehen. Kommt Zeit, kommt Rat."

    Eines Tages stand plötzlich der neue Nachbar vor ihm. Garten an Garten stießen die Wirtschaften. Das heißt, der eine war eine Art Garten mit krüppeligen Obstbäumen, der andere sollte es erst werden.
    "Die Schiding" sagte der Schwabe, zeigte den Rain entlang und reichte dem Alten lachend die Hand.
    "Asa e", sagte der und dachte bei sich, ist gar nicht so schwer die deutsche Sprache.
    "Ma cheama Tanase Nadaban".
    "Und ich schreib mich Taugner Alexander".
    Dann zeigte der Rumäne auf die Fuchsstute im Gras. "Vilma"- sagte der Schwabe und zeigte auf den Rappen hinter dem Hause des Rumänen. "Murgu"- sagte dieser.
"Vilma - Murgu" - wiederholte der Siedler und der Altbürger nickte.
    Zum Hausbau kam der Tanase auf ein - zwei Stunden am Tag herüber. Das Wasser wurde aus seinem Brunnen geholt. Da war es dann auch kein Wunder, dass die Vima und der Murgu gemeinsam den Pflug durch das Neuland zogen, durch schwarze Humuserde.
    Von drei schnurgeraden Furchen war das Taugnersche Feld begrenzt und auf der einen Seite von Wasser. Es lag am Rande eines hufeisenförmigen Sumpfes, an dessen Ufern Weiden wuchsen. Alexander hatte aus Disteln und Gestrüpp ein Feuer angezündet. Hoch stieg der Rauch in den blauen Himmel. Und es war nicht die einzige Rauchsäule, die an diesem Tage aus der Erde wuchs. Zwölf weitere Feuer brannten rings um den Teich. Schwatzend erzählten es sich die Elstern, die von einem Weidengestrüpp ins andere hüpften.
Dunkelschwarze Wolken ziehen dem Himmel zu und lassen ihren Segen in dicken Tropfen auf die erste Aussaat fallen.
    "In trei Johr sin mer so weit". Alexander ist es, der seiner Frau hinweghelfen will über die Unzulänglichkeiten eines primitiven Haushaltes. Und er hat Wort gehalten.
     Bei ihm und bei den Nachbarn streckt bald der Schwengelbrunnen seinen Hals über das Dach. Der Flur ist gepflastert mit roten Backsteinen und Pferde gibt es vier im Stall. Die Wilma darf im Sommer das Essen hinausfahren für die Schnitter. Alexanders Kleinster fährt allein mit ihr, kaum daß er sechs Jahre alt ist.
     Und er ist noch keine sechzehn, da steht er an der Stelle, die von aller Anfang ein Kreuz gekennzeichnet, das die Vermessungskommission aufgestellt hatte, die Kirche und er ist noch keine 18 - da steigert er den Kirchweihstrauss für seine Braut. Und wieder wird gebaut und aus des Nachbarn Brunnen das Wasser geholt. Onkel und Tanten, Brüder und Eltern, stapfen die Mauern, legen die Ziegel, treten den Lehm und schneiden Schilf für das Dach. Kein Kreuzer wird dafür bezahlt. Selbst ist der Mann! Und die Sippe der Taugners ist stark und fleißig.
     Bauern sind darunter, behäbig und schwerfällig, pedant und patriarchalisch in Wort und Art; Handwerker mit leichterem Blut, flotte Arbeiter mit goldenen Händen; Maurer und Tischler, Seiler und Sattler - und flinke Rechner, Krämer und Händler - und solche, die schöne Briefe schreiben können und Frauen, die wie Nachtigallen trillern - uralte Mütterchen, die noch die Sagen und Märchen hüten, die sie mitgebracht von den Burgen am Rhein. Alle kennen nur ein Ziel und wissen nur von einem Weg: Arbeit, Werken und Schaffen, tagein, tagaus, Jahr für Jahr.

Sitzen da also 14 Kinder im Kreis um ihre Großmutter. Sie heißen nicht alle Taugner, doch sind sie alle der gleichen Familie jüngste Generation:
" ...und wie sie da im Banat angekommen waren, stellten sie fest, daß man vergessen hatte Kartoffeln mitzubringen. "Macht nix", sagte der alte Taugner zu seinem ältesten Sohn. "Du Sepp, gehst halt im Nachwinter zurück nach Deutschland, und bringst im Frühjahr einen Sack voll Kartoffeln".
     "War der Sepp so alt wie ich?"
     "Nein, er war gerade 20 Jahre alt".
     "Aber ich bin doch der älteste Sohn!"
     Güte und Verständnis, die lautere Erfahrung eines ganzen Lebens, lachen aus den Augen der Frau. In ihrem Haar spiegeln sich silbern die Strahlen der untergehenden Sonne.
     "So ist der Sepp also zurückgewandert in die alte Heimat. War das ein Wiedersehen! Und woher er denn komme und wie es dort sei? Was der oder jener noch tut, und ob auch alle gut angekommen sind. Ob es dort unten auch fruchtbaren Boden gibt, und wie es mit dem Regen bestellt ist, und ob man schon die Häuser alle gebaut hat.
     Jeder in Schwarzach - so heißt das Dorf aus dem die Taugners stammen, es liegt nicht weit von der Stadt Trier - ihr werdet davon noch in der Schule lernen - und jeder in Schwarzach wollte etwas anderes wissen.
    Unser Sepp gab Bescheid. An langen Abenden erzählte er von der mühseligen Reise und wie sie angefangen haben zu arbeiten, und dass es gar nicht so war, wie ihnen die Agenten versprochen hatten, dass mancher von einer Krankheit befallen sei, die sie früher gar nicht kannten, das Sumpffieber.
     Die Leute waren froh, dass sie nicht auch ausgezogen waren und gaben dem Sepp die schönsten Kartoffeln, die im vergangenen Jahr gewachsen waren, damit er sie hinuntertrage ins Banat. Der aber begab sich froh auf den Weg, mit dem schweren Sack auf dem Rücken. Das machte ihm nicht viel aus, denn er war ein starker junger Mann und - so rechnete er bei sich, zwei oder drei Kartoffeln wird er ja täglich essen müssen und ab und zu eine oder zwei gegen Brot einhandeln. Auf diese Art wurde der Sack immer leichter.
    In Wien war die Last nur mehr halb so schwer und in Szegedin schon ganz leicht, denn in dieser Herberge hatte man ihm gute zehn Pfund von den Kartoffeln gestohlen.
    Und als der Sepp dann wieder vor seinem Vater stand, schämte er sich sehr. Er hatte im Sack nur noch eine Kartoffel."
    "Nur eine Kartoffel?"
    "Ja, eine einzige Kartoffel!"
    "Und aus der sind alle Kartoffeln geworden, die wir essen?"
    "Aus der Kartoffel, die unser Sepp gebracht hat."
    "Gell Grossi, das ist aber schon lange her!?"
    "Schon lange her, aber doch noch nicht so lange. Wir Alten können uns gut daran erinnern".
     Die Sonne war inzwischen untergegangen und die Männer begannen die Gerüste zu verlassen.
"So Kinder - sagte die Frau - jetzt muß ich aber nach dem Essen sehen. Gleich ist Feierabend. Es gibt Kartoffelpaprikasch".
     Beim Füssewaschen vor dem Schlafengehen sagte der zehnjährige Taugner Sepp zu seiner Schwester: "Wenn ich groß bin geh ich auch in die Welt etwas holen. Aber nicht Kartoffeln. Kartoffeln haben wir genug".

 
 

Auswanderung nach Amerika
 
 

Ursachen der Auswanderung

Im letzten Jahrhundert bestiegen insgesamt 22 Millionen Europäer, darunter 6 Millionen Deutsche die Schiffe nach Amerika, auf der Flucht vor Hunger, Armut, Unterdrückung und Willkürherrschaft. Sie verließen ihre Heimat und wagten alles, in der Hoffnung auf eine bessere Zukunft.
Um 1900 wanderten auch viele Banater Schwaben nach Nordamerika aus, denn dort wurden aufgrund der steigenden Industrialisierung Arbeitskräfte gesucht. Auch die Nachgeborenen hatten, mangels Land und anderer Verdienstmöglichkeiten, nur die Chance auszuwandern. Die Werbemaschine der Schiffahrtslinien, die mit den Auswanderern viel Geld verdienten, tat ein Übriges. Die mit Abstand wichtigsten Sammelhäfen für die Einschiffung der Auswanderer waren Bremerhaven und Triest. Dort bestiegen die Auswanderer meist speziell für den Massentransport eingerichtete Auswandererschiffe wie die Carpatia, Slavonia, Lusitania, Breslau, Bremen und Wilhelm der Große. Die Namen der ausgewanderten Kneeser findet man in der Dreyer Emigration List oder in der in Deutsch aufbereiteten Schiffahrtsliste.

Nachfolgend werden, stellvertretend, zwei der häufig benutzten Passagierschiffe kurz vorgestellt.

 

Die Carpatia

Technische Daten:

  • Länge: 164,58 Meter
  • Breite: 19,65 Meter
  • Rauminhalt: 13.555 BRT
  • Stahlkonstruktion
  • Expansionsdampfmaschinen
  • zwei Propeller (Schiffsschrauben)
  • Dienstgeschwindigkeit: 14 Knoten
Carpatia
 
 
Die RMS Carpathia wurde im Auftrag der Cunard Line von der Werft Swan & Hunter 1901 auf Kiel gelegt. Die Aurania und die Carpathia eröffnen den neuen Passagierservice zwischen Fiume - Triest - Venedig - Palermo und New York. In den Wintermonaten von November bis Mai setzte man sie auf der Strecke Triest - New York und im Sommer auf der Route Liverpool - Queenstown - New York ein. 1905 wurde die RMS Carpathia für das Geschäft mit den Auswanderern komplett umgebaut. Hatte sie vor dem Umbau eine Passagierkapazität von 1.700 Personen in der zweiten und dritten Klasse, so hatte sie nach dem Umbau eine Passagierkapazität von 2.550 Personen in den Klassen eins bis drei. Die dritte Klasse verfügte dabei über wenige Kabinen, ein großer Teil der Passagiere wurde in Schlafsälen untergebracht. Von 1909 bis 1915 setzte man die Carpathia ausschließlich für Fahrten von New York ins Mittelmeer ein.
 

Die BRESLAU und ihre Schwesterschiffe die Koeln, Frankfurt und Brandenburg

Technische Daten:
  • Reederei: Norddeutscher Lloyd
  • Werft: Vulkan Werft, Vegesack
  • Tonnage: 7524 BRT
  • Stapellauf: 14.08.1901
  • Länge: 136,40m
  • Breite: 16,30m
  • Jungfernfahrt: 23.11.1901
Breslau
Die Breslau wurde von der Vulkan Werft für den Norddeutschen Lloyd gebaut und war als Auswandererschiff Richtung Baltimore und den Golf von Mexiko vorgesehen. Ihre Schwesternschiffe waren die Köln, Frankfurt und Brandenburg. Sie besaß einen Schornstein, zwei Masten sowie eine Geschwindigkeit von 13 Kn. Sie konnte 60 2. Klasse und 1660 3. Klasse Passagiere beherbergen. Am 3. April 1902 machte sie ihre erste Reise auf der Bremen-Baltimore-Route und am 10. September 1903 fuhr sie von Bremen über Baltimore nach Galveston. Am 24. März 1910 wurde sie schließlich auf die Bremen-Philadelphia-Route versetzt wo sie am 6. Mai 1914 ihren Bremen-Boston-New Orleans Dienst aufnahm.

Die Reise war alles andere als ein Vergnügen. Nach tagelanger Fahrt vom Heimatort zum Hafen der Einschiffung, verbrachten die Auswanderer die Wartezeit bis zum Auslaufen des Schiffes dicht gedrängt inmitten ihrer Habseligkeiten am Pier, umgeben von Menschen verschiedenster Nationalitäten. Alle beseelt von dem Wunsch nach einem besseren Leben. Für die Menschen, welche nie vorher ihr Heimatdorf verlassen hatten und welche nicht selten ihre eigene Existenz und die ihrer Familie aufs Spiel gesetzt haben, eine Zeit zwischen Hoffen und Bangen. In der 3. Klasse in einem der großen Schlafsäle im Zwischendeck zusammen-gepfercht verbrachten die Auswanderer bis zu 14 Tage an Bord der Schiffe. Schließlich dann der erste Eindruck von der Neuen Welt, die Piers des Zielhafens und danach die Suche nach Arbeit. Wohl dem, der bereits Bekannte oder Verwandte in der Neuen Welt hatte, die ihm bereits Quartier und Arbeit besorgt hatten. Aus den Angaben bei der Einwanderungsbehörde sieht man, daß häufig erst ein Familienmitglied den Schritt ins Ungewisse wagte und der Rest der Familie später folgte.

Nachfolgende Bilder illustrieren die verschiedenen Stationen der Reise.

 

Pier

Warten am Pier

An Bord gehen

Einschiffen

Zwischendeck

Aufenthalt im Zwischendeck

Hoboken

Pier Hoboken - New York

Musikanten

Nicht immer erfüllte sich der Traum vom großen Geld

 
Die Aus- und Rückwanderung im Banat in der Zeit zwischen 1900-1914 zeigt folgende Tabelle:
Kreis
Auswanderer Rückwanderer
Arad 18.786 3.357
Karasch-Severin 7.085 103
Temesch 35.673 5.533
Torontal 46.697 11.001
Gesamt 108.241 19.994

 

Nach dem ersten Weltkrieg ging es der Bevölkerung im Banat schlecht und die politische Verunsicherung durch die Dreiteilung des Banats erleichterte vielen Banatern den Abschied von der Heimat. Sie hatten den Traum in der Neuen Welt schnell Geld zu verdienen, mit dem verdienten Geld zurückzukommen, um sich dann in der Gemeinde eine neue Existenz aufzubauen. Zurück in der Heimat blieben die Familienangehörigen. Sie hatten die Aufgabe wenigstens diese Existenz zu sichern und den Rückweg offen zu halten. Die Zurückgebliebenen führten ein entbehrungsreiches Leben, bis der Ernährer in der Lage war, das erste Geld zu überweisen. Wenn es dem Auswanderer gelang eine neue Existenz zu gründen, ließ er seine Familie und die Angehörigen nachkommen oder er kam nach Jahren mit dem gesparten Geld zurück. Manche verschwanden auch auf Nimmerwiedersehen.
Unter den Auswanderern waren auch an die 200 Kneeser Einwohner d.h. rund 1/5 der damaligen deutschen Bevölkerung. Die deutsche Bevölkerungszahl stabilisierte sich schließlich bei etwa 1000.

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Erster Weltkrieg

 

Nach Ende der sog. Brussilow-Offensive im August 1916 trat am 27. August 1916 Rumänien auf Seite der Alliierten in den Krieg gegen die Mittelmächte (Deutsches Kaiserreich, Österreich Ungarn und Bulgarien) ein und erhoffte sich leichte Beute. Rumänische Truppen fielen in der Folge kurzzeitig in Siebenbürgen ein. Doch bei der folgenden Gegenoffensive eroberten österreichisch-ungarische, deutsche und bulgarische Truppen schon Ende August einen Großteil von Rumänien. Am 6. Dezember 1916 schließlich rückten Soldaten der Mittelmächte in Bukarest, Ploiesti und Campina ein. Die Rumänen konnten sich danach nur noch mit russischer Unterstützung im Moldaugebiet halten. Rumänien war besiegt. 1918 nach dem revolutionsbedingten Zusammenbruch der russischen Armeen verschob sich die Ostgrenze der Mittelmächte bis zum Osten der Ukraine. Nachfolgendes Bild zeigt in violetter Farbe das Gebiet von Österreich- Ungarn.

 

KuK

Der erste Weltkrieg ging auch an Knees nicht spurlos vorbei. Auf der Seite Österreich- Ungarns wurden von insgesamt etwa 1000 deutschen Einwohnern (Volkszählung von 1910 ergab 999 Ew) ca. 113 Männer zum Wehrdienst eingezogen. 18 von ihnen starben für ihr Vaterland - wir gedenken ihrer.


Gefallene Deutsche aus Knees
(Die Liste wurde zur Verfügung gestellt von Alex Leeb)

Pos. Name   Pos. Name   Pos. Name
1 Balbierer, Adam   7 Jobba, Lambert   13 Märzacker, Johann
2 Brommer, Johann   8 Karcher, Michael   14 Maurer, Franz
3 Brommer, Josef   9 Klein, Bernhard   15 Petri, Johann
4 Brommer, Martin   10 Krauser, Josef   16 Waltner, Michael
5 Glassen, Nikolaus   11 Lenhardt, Johann   17 Weber, Peter
6 Herbstler, Johann   12 Machata, Jakob   18 Wolz, Nikolaus

Nachfolgendes Bild zeigt die Gedenktafel für alle deutschen Kriegsteilnehmer aus Knees in der katholischen Kirche von Knees. Die Bilder der Gefallenen findet man im Kranz in der Mitte. (Das Bild wurde zur Verfügung gestellt von Elisabeth und Michael Schönborn).

 

1WK-Teilnehmer

 

Obwohl Rumänien zu Kriegsende völlig besiegt und besetzt war, befand es sich wegen des Kriegsbeitrittes auf Seiten der Allierten plötzlich auf der Seite der Siegermächte und wurde dafür üppig bedacht. Von Russland bekam es Bessarabien, von Bulgarien die Dobrutscha und von Östereich-Ungarn die Bukowina, Siebenbürgen und einen Teil des Banats. Über Nacht hatte Rumänien doppelt soviele Einwohner und Land wie vor dem Krieg.

Verträge von Trianon:
Große Bedeutung für die jüngere Geschichte des Banats und damit auch für Knees hatten in diesem Zusammenhang die Verträge von Trianon. Der Friedensvertrag von Trianon (oder auch Vertrag von Trianon) vom 4. Juni 1920 regelt nach dem Ersten Weltkrieg u.a. die territoriale Situation Ungarns. Eine Friedensdelegation der Donauschwaben bemüht sich bei den Friedensverhandlungen in Paris um die Unteilbarkeit des Banats - vergebens. Ungarn verliert 2/3 des Reichsgebietes. Siebenbürgen und ein Teil des Banats wurden Rumänien zugeschlagen. Ein anderer Teil des Banats ging an Serbien und ein kleiner Teil verblieb bei Ungarn. 1.500.000 Donauschwaben werden also auf die Nachfolgestaaten Ungarn, Serbien und Rumänien aufgeteilt. Der Teil des Banats, zu dem Knees gehört, kommt zu Rumänien.
Da sich Jugoslawien (= Serbien, Slowenien, Kroatien), Rumänien und Ungarn in den Friedensverträgen zu international garantiertem Minderheitenschutz verpflichten, entscheiden sich die Volksversammlungen der Siebenbürger Sachsen und der Banater Schwaben im Jahr 1919 für die Vereinigung ihrer Gebiete mit Rumänien. Die aus der Zwangsmadjarisierung resultierende Unzufriedenheit der nichtmadjarischen z.B. deutschen Bevölkerung des Königreichs Ungarn ist 1918 eine der Hauptursachen für den Zerfall des Königreichs Ungarn.

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Zweiter Weltkrieg

Feldzug und Kriegsgefangenschaft in Russland
( von Annemarie Ebner - Tagebuchnotizen meines Vaters)
Ende Juni 1940 besetzte die Sowjetarmee Bessarabien und Teile der Bukowina. Auch Ungarn drohte mit Krieg um die Gebietsabtretungen aus den Verträgen von Trianon zu revidieren. Angesichts der unmittelbaren Bedrohung durch die Sowjetunion und der Revisionsansprüche seiner Nachbarn Ungarn und Bulgarien wandte sich das militärisch schwache Rumänien an das Deutsche Reich mit der Bitte um Konfliktschlichtung. Hitler fällte einen Schiedsspruch, der in Wien am 30. August 1940 von den Außenministern Deutschlands, Italiens, Ungarns und Rumäniens unterzeichnet wurde. Er verpflichtete Rumänien dazu, das nördliche Siebenbürgen und das Széklerland an Ungarn abzutreten. Damit verlor Rumänien ein Gebiet von 43.500 Quadratkilometern mit 2,5 Millionen Einwohnern - darunter über 1 Million Rumänen - an den ungarischen Nachbarn.
Für das verbliebene rumänische Staatsgebiet gaben Deutschland und Italien wunschgemäß eine Bestandsgarantie ab. Damit warnten sie die Sowjetunion vor weiteren territorialen Ansprüchen gegenüber Rumänien, das sich den Achsenmächten weiter annäherte und Deutschland später beim Krieg gegen die Sowjetunion unterstützte.

Über die im Schiedsspruch enthaltenen großen Gebietsverluste herrschte allerdings in Rumänien große Empörung, die sich gegen König Carol II. (1893-1953) richtete und sich in einem Putschversuch der nationalistischen und antisemitischen "Eisernen Garde" entlud. Um seine Macht zu sichern und den Forderungen der Protestierenden nachzukommen, setzte der König den auch von Deutschland favorisierten General Ion Antonescu (1882-1946) als Ministerpräsidenten mit außerordentlichen Vollmachten ein. Anfang September 1940 hat dieser den König zugunsten seines Sohnes Michael I. (geb. 1921) zur Abdankung gezwungen. Mit der Stationierung deutscher Truppen in Rumänien wollte die rumänische Regierung die Sowjetunion von einem erneuten Angriff abschrecken. Zudem trat Rumänien am 23. November 1940 dem Dreimächtepakt bei und ließ die deutsche Seite mehrmals von der Bereitschaft zum gemeinsamen Kampf gegen die Sowjetunion wissen. Ende März 1941 begannen mit Truppenbewegungen und der Ausarbeitung von Verteidigungsstrategien für das dringend benötigte rumänische Öl, die deutschen Vorbereitungen für den Krieg gegen die Sowjetunion. Dieser begann am 22. Juni 1941 unter Teilnahme rumänischer Truppen.
Die Teilnahme Rumäniens am zweiten Weltkrieg diente also in erster Linie der Sicherung des Gebietszuwachses nach Ende des ersten Weltkrieges. Mit einem starken Partner an seiner Seite gedachte die rumänische Regierung dies zu erreichen. Weder die Banater Schwaben noch die Siebenbürger Sachsen hatten mit dieser Entscheidung irgendetwas zu tun. Sie waren weder eine 5. Kolonne Hitlers noch Kriegstreiber in diesem Konflikt - sie waren ausschließlich loyale rumänische Staatsbürger mit deutscher Abstammung und hatten nicht mehr und nicht weniger Schuld am Krieg als jeder x-beliebige Rumäne auch.

Mein Vater, Jakob Bentz (1915-1982), erzählte oft über den Krieg und seine Kriegsgefangenschaft in Russland. Im Juni 1941 wurde er zum Kriegsdienst in die rumänische Armee einberufen. Am 22. Juni begann das Unternehmen „Barbarossa“, der Feldzug der deutschen Truppen nach Russland. Dabei wurde die rumänische Armee voll in den Überraschungsangriff eingebunden. Zuerst sollte Bessarabien und die Nordbukowina rückerobert werden, danach die Hafenstadt Odessa am Schwarzen Meer.

Mein Vater schrieb in seinem Tagebuch:
„Am 21. Juli 1941 sind wir fort von Temeschburg.
Am 23. Juli wurden wir in Barlad auswaggoniert. Dann fuhren wir 3 Tage bis zum Pruth und am 26. Juli morgens um vier Uhr gingen wir über den Pruth.
Am 2. August sind wir von schwerer russischer Artillerie mit einem ungeheurem Trommelfeuer empfangen worden. Vereint mit deutschen Truppen wurden die Russen von uns nach schweren Kämpfen zurückgeschlagen.
Am 3. August sind wir über den Dnjester. Als wir mitten auf der Brücke waren, wurden wir von russischen Fliegern bombardiert.
Am 11. August gingen wir gegen die Hafenstadt Odessa vor. Wir hatten einen großen Angriff, bei dem wir zurückgeschlagen wurden. Am 13. August gab es wieder schwere Kämpfe. Eine Schwadron Reiter hat zwei Russen gefangengenommen. Wir hatten einen Bajonettangriff, aber nur einen Verletzten und einige Tote.
Einige Stunden später gab es einen großen Fliegerangriff der Russen. In einer Höhe von 20 m flogen sie über uns und schossen mit Maschinengewehren mit Dumdumgeschossen auf uns. Wir flüchteten in die Häuser.
Am 14. August starteten wir einen großen Angriff gegen die Russen. Sie liefen 70 km weit, dann stellten sie sich wieder. In einem Maisfeld haben wir einen Spion gefangen. Er hatte ein Funkgerät und sprach mit den Russen. Am gleichen Tag fingen wir auch ein Weib, das unterirdisch ein Telefongespräch hatte.
Vom 16. auf den 17. August nachts schoß ein Spion Leuchtraketen ab. Ein Flieger kam und flog wieder zurück. Doch dann kamen 15 Flieger auf einmal und bombardierten uns ganz massiv. Ich war mit einigen Kameraden in einen unterirdischen Keller geflüchtet.
Am 17. August fingen wir auch diesen Spion, dann war Ruhe. Nun kamen deutsche Flieger und schwere Artillerie zum Einsatz, sie schlugen die Russen gewaltig zurück. Wenn die Deutschen nicht gewesen wären, wären wir jetzt in Kriegsgefangenschaft.
Am 19. August bombardierten deutsche und rumänische Truppen Odessa, so dass es in Flammen  stand. Die Truppen rückten weit vor. Unser General wollte keine deutsche Truppen und Flieger. Wenn diese aber nicht gewesen wären, wäre es öfters schlecht ausgegangen. Am heutigen Tag hatte unser Regiment 15 Gefallene und 23 Verwundete, davon 2 Offiziere.
22. August – ein großes Gefecht mit den Russen. Unsere Artillerie schlug sie nach fünfstündigem Kampf 10 km zurück ohne Infanterie und Kavallerie. Dann folgten die ganze Nacht über heftige Fliegerangriffe auf uns. Ein deutscher Hauptmann sagte, man muss unsere Brigade wechseln, da sie 60% Verluste hatte.
Vom 24. auf den 25. August war ein großer Fliegerangriff. Die Russen schossen und bombardierten uns, dass die Erde nur so zitterte. Ich war unter einem Weidenbusch. Links und rechts flogen Bomben herunter. Ich legte mich auf den Bauch und sagte zu meinem Kameraden, der bei mir war, hier sterben wir. Aber durch Gottes Hilfe kamen wir davon.
 Am 27. August habe ich die erste Karte von zu Hause bekommen.  Zu diesem Zeitpunkt hatte ich aber schon 17  Karten geschrieben. Wir sind gegen Odessa vorgerückt. Unsere Artillerie stieß am linken Flügel bis ans Schwarze Meer vor. Sie schoss 4 Stunden lang ununterbrochen auf Odessa.                     
Am 29. August rückten wir gewaltig vor und haben eine unterirdische Fliegerhalle mit 67 Fliegern gefunden. Danach kamen einige Tage keine Flieger mehr.
Am 31. August schlugen uns die Russen 5 km zurück. Es kamen englische Flieger. Sie griffen uns so heftig an, dass man 4 Stunden lang nicht einmal den Kopf aus dem Loch strecken konnte.
2. September – ein großer Angriff der Russen. Unsere Artillerie verschoß 6000 Granaten. Das Rohr unserer Kanone war schon glühend rot.
5. September- Sehr früh morgens flogen 11 Flieger einen massiven Angriff auf die deutsche Artillerie. Sie schossen nur mit Bordkanonen und kamen bis auf 7-8 Meter herunter. Sie mähten nur so, dass es krachte. Die Ablöse ist noch nicht da und wir können die Zeit kaum erwarten.
7. September – die Kanonen schießen nicht mehr wie vorher, aber Flieger sind so viele, wie Vögel in der Luft. Man kann nicht schlafen, denn jede Minute kommt ein Flieger. Es sind von unseren aber auch russische. Die sind gefährlich, denn man muß jeden Moment in den Graben springen und kaum ist man heraussen, muß man schon wieder hinein.
8. September – Sonntag Nacht sind wir weg von Stepanovka und fuhren bis Montag Abend in einer Tour
14. September – Der Kampf um Odessa begann, aber nur schwach. Es ist ein Grusel hier an der Front. Tote, Tote und wieder Tote.   
18. September- unser Regiment legte bis zum 23.September eine Pause ein.
23. September – großer Luftangriff auf Odessa. Odessa brennt. Es ist grässlich, diese Brände in der Nacht zu sehen. Die Nächte sind kalt hier und am Tag zehren einem die Fliegen auf. Wir und unsere Flieger kamen unter starken Beschuss. Die Russen haben von uns 3000 Mann gefangen genommen.
Am 20. Oktober sind wir in die Stadt Odessa eingerückt.
Am 25. Oktober trafen wir als Besatzungstruppen in Berisofka ein. Jetzt haben wir frei. Wir schlafen, bis die Uhr stehen bleibt, sonst ist man den ganzen Tag hungrig. Wir leben hier sehr schlecht. Es gibt nur im Ofen geschwelte Kartoffeln mit Schalen und Kürbis. Es ist zum fortlaufen. Aber wohin? Die Heimat ist zu weit. Brot gibt es alle acht Tage auch einmal. Das Brot ist aus Gerste und grau wie die Erde. Nicht einmal anständiges Wasser gibt es hier. Man muß es aus einer Entfernung von 2-3 km holen, da wird man kaputt bis man es angeschleppt hat und dann ist es nicht zum Trinken. Eine Armut ist hier, dass man es nicht niederschreiben kann. Die Milch melken die Bauern in einen Topf, in den sie ihre Not verrichten. Nachts als ich dies sah, war mein Appetit auf Milch fort. Denn mit Milch lebte man noch hie und da.
1. November – Ich kann nicht sagen, wie viele bittere Nächte ich mitmachte. Es regnete. Wir kamen nachts um 1 Uhr in einer Gemeinde an und schliefen draußen, so wie ein Hund. Ohne Decke, bloß den Regenmantel darübergezogen. Nicht einmal Stroh war hier. Wir legten uns nebeneinander in den Dreck hinein wie die Schweine. Morgens waren wir auch noch gut gereift, denn es war kalt, wie mitten im Winter. Ich sagte zu meinen Kameraden: Hier bleiben unsere Knochen in Russland, im Land der Bolschewiken, dreckig und schmierig von oben bis unten. Einer meinte darauf: Nur Geduld, wir kommen doch einmal los, dann wird gelebt. Ein anderer aber sagte: Man wird uns vieles gar nicht glauben.
Das Leben hier ist so schwer. Zu Essen gibt es nur Kartoffeln und wieder Kartoffeln. Man glaubt, sie laufen einem schon nach. Wir kriegen nur ganz selten Brot. Zu kaufen gibt es hier nichts. Die Leute sind so arm, dass sie nur von Sonnenblumenkernen leben. Die Häuser sind mit Erde gedeckt. Eigentlich sind es gar keine Häuser. Den Stall haben sie im vorderen Zimmer. Einfach schrecklich.
4. Dezember 1941 – Man weiß nicht, was ein Mensch alles aushalten kann. Soviel Läuse und Kälte gibt es hier, dass man glaubt, man muß vergehn. Keine Nachtruhe und den ganzen Tag muß man in der Kälte fahren. Aber das Gute ist, dass man noch mit  Deutschen zusammenkommt. Diese machen einem das Herz ganz leicht, das ist noch das einzige Glück. Wir haben schon über vierzehn Tage nur leere Kartoffelsuppe gegessen. Es ist schrecklich. Zum Durchgehen.“

Auf dem Marsch Richtung Stalingrad mussten die Soldaten viel Leid ertragen, frieren und hungern. Um nicht zu verhungern, aßen sie auch das Fleisch toter Pferde.
Viele Kameraden fielen in den Gefechten oder überstanden die Strapazen des Feldzuges nicht.
Ende August 1942 begann der erbitterte Kampf um Stalingrad, an dem neben den deutschen Truppen auch Teile der rumänischen, der ungarischen und der italienischen Armee beteiligt waren. Durch die russische Großoffensive im November 1942 wurden die zwischen Don und Stalingrad versammelten deutschen und verbündeten Truppen eingeschlossen.
Im Kessel bei Stalingrad befand sich die 6. Armee unter General Paulus, das IV. Armeekorps, Teile der 4. Panzerdivision, die rumänische 20. Division und die rumänische 1. Kavalleriedivision, der auch mein Vater angehörte. Die Eingeschlossenen wurden durch deutsche Transportflugzeuge notdürftig mit Verpflegung, Bekleidung, Munition und Sanitätsmaterial versorgt. Trotz mangelnder Verpflegung waren die Soldaten Tag und Nacht im Einsatz und leisteten den russischen Truppen Widerstand.
Ende Januar 1943 kapitulierten die eingeschlossenen Truppen und kamen in russische Kriegsgefangenschaft. Auch mein Vater und seine Kameraden waren nun russische Kriegsgefangene im Lager 137 in Wolsk an der Wolga. Jedem Gefangenen wurden die paar Habseligkeiten, die er noch hatte, abgenommen. Sogar die Fotos der Angehörigen von daheim wurden beschlagnahmt. Auf diese Weise ging auch der Rest des Tagebuchs verloren.
Ziellos wurden die ausgemergelten, erschöpften und wehrlosen Kriegsgefangenen durch die eisige und schneebedeckte Steppe um  Stalingrad getrieben. So mancher Gefangene blieb kraft- und willenlos liegen und wenn er nicht gnadenlos von den russischen Posten erschossen wurde, erfror er kurze Zeit später bei der eisigen Kälte.
Von Hunger und Ungeziefer geplagt, erschöpft und seelisch zermürbt, starben viele Gefangene. Andere wurden von Krankheiten - Ruhr, Typhus, Malaria - dahingerafft. Einige überstanden die Krankheit, hatten aber zeitlebens an den Folgen der besiegten Krankheit zu leiden.
Im Mai  1943 brach im Lager 137 Typhus aus, auch mein Vater erkrankte daran und kam ins Krankenhaus Beresovsk. Er überstand die Krankheit, wog aber nur noch 40 Kilo und war ein Schatten seiner selbst. Nach seiner Genesung im November 1943 kam er wieder ins Lager 137 in Wolsk. Weil er in Folge der Typhuserkrankung sehr geschwächt war und nicht mehr zur Arbeit geschickt werden konnte, wurde er im Verpflegungsmagazin eingesetzt.

Freunde
Lager
Kriegsgefangenschaft: Lager 137 in Wolsk- 1948 Rumänische und Reichsdeutsche Kriegsgefangene einige Monate vor der Entlassung (Anfang 1948)
Die Zustände im Lager besserten sich erst in den letzten Jahren seiner Gefangenschaft. Mehr als sechs Jahre verbrachte mein Vater in Kriegsgefangenschaft. Er wurde schließlich am 24.09.48 entlassen und konnte zurückkehren. Einen Teil seines Tagebuches brachte er mit in die Heimat. Im Lager waren auch viele Reichsdeutsche. Mit einigen von ihnen verband  meinen Vater eine tiefe Freundschaft. Mit seinem Freund Hubert Becker aus Grafenwöhr und dessen Frau gab es 1976 in Landshut ein sehr bewegtes Wiedersehen.

 

Kriegsteilnehmer im zweiten Weltkrieg

Pos.
Name
Geburts-
datum
Bemerkungen
1
Arnold, Johann
1921
russ. Kriegsgef., in Russland verheiratet
2
Arnold, Josef
04.04.1925
russ. Kriegsgef., Heimkehr 1948
3
Bartl, Nikolaus
06.10.1913
im Westen geblieben (D)
4
Bartl, Peter
19.12.1919
gefallen, keine näheren Angaben (k.n.A)
5
Bentz, Jakob
09.02.1915
russ. Kriegsgef., 01.08.1942 - 09.1948, Heimkehr 1948
6
Berger, Peter
18.03.1926
Kriegsgef., Heimkehr
7
Boot, Johann
09.11.1912
im Westen geblieben
8
Braun, Jakob
16.03.1921
im Westen geblieben (D)
9
Breitenbach, Heinrich
06.07.1923
im Westen geblieben (A)
10
Brommer, Jakob
06.04.1914
gefallen, k.n.A
11
Brummer, Franz
28.06.1921
russ. Kriegsgef., Heimkehr 1948
12
Decker, August
02.06.1912
im Westen geblieben (D)
13
Dipong, Franz
24.05.1913
im Westen geblieben (Amerika)
14
Ehling, Jakob
30.09.1916
gefallen am 25.09.1943
15
Eichert, Konrad
28.08.1913
im Westen geblieben (A)
16
Feiler, Jakob
01.01.1916
verschollen 1943 bei Stalingrad
17
Frahler, Franz
25.01.1903
im Westen geblieben (D)
18
Frank, Michael
03.04.1925
Kriegsf. in Sibirien, entl. Deutschland
19
Fuchs, Josef
19.03.1913
russ. Kriegsgef., Heimkehr 1948
20
Glassen, Wilhelm
18.02.1919
gefallen am 04.08.1944 in Estland
21
Gross, Franz
12.12.1918
im Westen geblieben (D)
22
Gross, Georg
04.05.1922
gefallen in Kroatien
23
Gross, Johann
05.12.1920
gefallen, k.n.A
24
Gross, Michael
24.07.1910
russ. Kriegsgef., Heimkehr 1948
25
Gross, Nikolaus
28.03.1923
gefallen, k.n.A
26
Günther, Mathias
17.02.1919
Heimkehr
27
Hartmann, Peter
16.12.1909
russ. Kriegsgef., Heimkehr 1948
28
Heinrich, Martin
03.03.1924
im Westen geblieben (D)
29
Heinrich, Martin
17.11.1906
vermisst bei Berlin 1945
30
Herbeck, Jakob
01.05.1921
gefallen 1944 bei Reval, Estland
31
Herbstler, Johann
12.07.1915
gefallen, k.n.A
32
Herbstler, Peter
16.05.1913
gefallen am 25.05.1944 in Italien
33
Issler, Johann
21.09.1915
gefallen, k.n.A
34
Issler, Johann
02.10.1925
im Westen geblieben (Engl.)
35
Issler, Peter
23.05.1921
im Westen geblieben (Engl.)
36
Jobba, Johann
10.12.1907
Heimkehr
37
Jobba, Nikolaus
15.02.1907
im Westen geblieben (D)
38
Jobba, Peter
10.04.1913
gefallen am 20.02.1944 bei Nettuno, Italien
39
Klein, Peter
28.08.1920
Heimkehr
40
Kleitsch, Jakob
03.06.1912
gefallen, k.n.A
41
Kneip, Anton
31.08.1923
gefallen, k.n.A
42
Kneip, Johann
06.11.1921
gefallen am 30.11.1943 Ostfront, Krim
43
Kodrotz, Franz
12.04.1909
russ. Kriegsgef., Heimkehr 1948
44
Kramp, Johann
25.06.1922
gefallen, k.n.A
45
Krauser, Jakob
11.08.1913
russ. Kriegsgef., Heimkehr 1948
46
Krauser, Johann (jun.)
08.06.1921
gefallen, k.n.A
47
Krauser, Michael
11.03.1911
gefallen am 16/19.04.1943 bei Sinferopol, Krim
48
Krauser, Vinzenz
06.10.1920
gefallen bei Stalingrad
49
Kreiss, Nikolaus
08.05.1925
Heimkehr
50
Kuhn, Franz
1920 ?
im Westen geblieben (A)
51
Kutschera, Nikolaus
28.04.1912
Heimkehr
52
Lambert, Michael
04.07.1910
Heimkehr
53
Lauer, Johann
10.01.1925
im Westen geblieben (D)
54
Lay, Jakob
29.03.1924
im Westen geblieben (D)
55
Lay, Johann
05.05.1919
im Westen geblieben (Canada)
56
Leeb, Anselm
12.02.1911
im Westen geblieben (Canada)
57
Machata, Jakob
30.08.1912
russ. Kriegsgef., Heimkehr 1948
58
Machata, Nikolaus
09.12.1909
Heimkehr
59
Mager, Adam
19.09.1911
Heimkehr
60
Mager, Jakob
13.08.1909
Heimkehr
61
Mann, Peter
01.02.1910
Heimkehr
62
Maurer, Jakob
21.08.1913
Heimkehr
63
Maurer, Johann
31.01.1915
im Westen geblieben (D)
64
Maurer, Paul
17.09.1915
russ. Kriegsgef., Heimkehr 1948
65
Maurer, Peter
03.05.1912
vermisst 1943 bei Stalingrad
66
Mayer, Reinhold
1920 ?
Heimkehr
67
Minnich, Anton
15.08.1921
Heimkehr
68
Minnich, Peter
17.03.1925
im Westen geblieben (Engl.)
69
Neumann, Johann
11.02.1911
Heimkehr
70
Niess, Johann
06.05.1919
gefallen am 06.02.1944, Pomezia, Italien
71
Niess, Anton Michael
05.07.1911
im Westen geblieben (Amerika)
72
Niess, Peter
14.03.1913
vermisst
73
Petri, Josef
10.09.1920
im Westen geblieben (A)
74
Petz, Josef
04.05.1919
gefallen, k.n.A
75
Quintus, Peter
07.01.1916
im Westen geblieben (Amerika)
76
Rieder, Franz
14.02.1912
gefallen am 07.1944 in Estland
77
Rieder, Franz
20.07.1921
gefallen, k.n.A
78
Rieder, Jakob
26.11.1921
gefallen, k.n.A
79
Roos, Martin
07.06.1908
im Westen geblieben (Amerika)
80
Schadt, Franz
1924 ?
gefallen, k.n.A
81
Schlimmer, Georg
22.10.1907
im Westen geblieben (D)
82
Schmidt, Peter
15.07.1922
russ. Kriegsgef., Heimkehr 1948
83
Schönborn, Peter
05.02.1925
Heimkehr 1947
84
Schulz, Franz
16.07.1908
vermisst in Russland
85
Schummer, Lambert
11.10.1908
Heimkehr
86
Schummer, Josef
17.09.1921
Heimkehr
87
Sebastian, Johann
06.04.1910
gefallen 1945 in Deutschland
88
Springart, Peter
28.02.1914
gefallen am 06.10.1944 bei Danzig
89
Thierjung, Adam
15.04.1920
russ. Kriegsgef., Heimkehr 1948
90
Thierjung, Josef
16.12.1925
im Westen geblieben (D)
91
Thiess, Gerhard
02.08.1906
gefallen 05.1945 bei Linz
92
Tussel, Lambert
11.02.1911
im Westen geblieben (D)
93
Viel, Anton
25.01.1910
im Westen geblieben (D)
94
Viel, Josef
25.08.1926
gefallen am 22.07.1944 in Russland
95
Viel, Peter
1912
gefallen, k.n.A
96
Wambach, Konrad
19.05.1922
im Westen geblieben (D)
97
Wambach, Peter
28.07.1920
Heimkehr
98
Wanson, Franz
02.07.1910
99
Weber, Nikolaus
13.09.1919
im Westen geblieben (A)
100
Weiss, Jakob
09.07.1911
im Westen geblieben (D)
101
Weiss, Johann
01.11.1914
russ. Kriegsgef., Heimkehr 1948
102
Weiss, Johann
02.10.1909
im Westen geblieben (D)
103
Weisshaar, Johann
24.04.1911
Heimkehr
104
Welter, Peter
15.11.1912
Heimkehr
105
Wendel, Johann
24.10.1913
im Westen geblieben (D)

 

Alle jene, die für die Heimat gefallen sind, mögen in Frieden ruhen.

  Kreuz  

Sowohl die Liste wie auch die Angaben sind möglicherweise nicht vollständig. Ergänzungen bitte unter
089-7932404 melden.

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Deportation nach Russland (1945-1949)

(geschrieben von Annemarie Ebner)
 

Als die Front im April 1944 auf rumänisches Territorium übergriff, konnten deutsche und rumänische Kräfte den sowjetischen Vormarsch nicht aufhalten. Alles entscheidend war die Operation Jassy-Kischinew, der sowjetische Großangriff gegen Rumänien am 20. August 1944 auf dem Gebiet des früheren Bessarabiens und heutigen Moldawiens zwischen den Städten Iasi und Chisinau.
Nach dieser sowjetischen Großoffensive wurde Antonescu von einigen Generalen aus dem Umkreis des Königs festgenommen und abgesetzt. Die neue Regierung brach am 23. August 1944 die diplomatischen Beziehungen zum Deutschen Reich ab. Nachdem Hitler am 24. August 1944 die Bombardierung der Hauptstadt Bukarest angeordnet hatte, erklärte Rumänien einen Tag später Deutschland den Krieg.
Am 31. August besetzte die Rote Armee Bukarest, am 12. September 1944 wurde ein Waffenstillstand geschlossen. Rumänische Soldaten kämpften anschließend auf sowjetischer Seite gegen das Deutsche Reich.
Der Einmarsch der Russen in das Banat (September/Oktober 1944) erfolgte mit Plünderungen und auch Vergewaltigungen. Dabei halfen gelegentlich auch Rumänen den Russen bei der Jagd nach Beute oder Frauen. Hin und wieder tauchten die gestohlenen Möbel oder Haushaltsgegenstände auch im Hause eines Rumänen auf.
Das Jahr 1945 begann für die Deutschen in Rumänien mit einem weiteren Schicksalsschlag. Bereits ab Herbst 1944 wurden im geheimen Listen aller Deutschen angelegt. Mitte Januar trieben schließlich rumänische Soldaten zusammen mit dem NKDW alle deutsche Frauen im Alter von 18 bis 33 Jahren und alle verbliebenen deutschen Männer im Alter von 17 bis 45 Jahren zusammen und verschleppten sie zur Zwangsarbeit nach Russland (vorwiegend in die Ukraine), um dort wieder aufzubauen, was im Krieg zerstört worden war.

Keine Rede davon, dass das ganze Königreich Rumänien im Krieg gegen Russland gekämpft hat und eigentlich in der Gesamtheit zu Reparationen verpflichtet war. Ausschließlich die deutsche Minderheit wurde zum Wiederaufbau der zerstörten Schwerindustrie im Donezbecken herangezogen. Nur Mütter mit Kindern unter einem Jahr und schwangere Frauen wurden verschont. Manche Betroffene versteckten sich anfangs. Um ihrer trotzdem habhaft zu werden, schreckte man auch vor Erpressung und Geiselnahme  nicht zurück.
Die in den Donbass verschle
ppten deutschen Frauen und Männer mussten viel Leid und Elend in den sowjetischen Arbeitslagern ertragen. Sie hungerten, froren und mussten trotzdem Schwerstarbeit in Stahlwerken, in Steinbrüchen, auf Baustellen, in Kohlengruben oder Kolchosen leisten. Zu essen gab es morgens Tee mit etwas Brot, mittags und abends eine leere Krautsuppe.
Die mangelhafte Ernährung führte dazu, dass besonders in den ersten Jahren viele Deportierte von Hunger und Krankheit dahingerafft wurden. Andere fanden bei schweren Arbeitsunfällen den Tod. Auch der kalte russische Winter machte den Verschleppten zu schaffen, da sie keine ausreichend warme Kleidung hatten. Besonders bedrückend und zermürbend war es, hinter Stacheldraht und unter ständiger Bewachung leben zu müssen und nicht zu wissen, wie lange dies noch dauert. Unerträglich waren auch die Wanzen und die Läuse, von denen die Gefangenen heimgesucht wurden und derer man kaum Herr werden konnte.

Grab

(v. l. n. r.) Barbara Bentz, Susanne Schneider und Magdalena Griffel am Grab von Katharina Kreiss (1948)
Foto von Annemarie Ebner geb. Bentz

Für die Letzten endete dieser schreckliche und unvorstellbare Leidensweg erst nach fünf langen Jahren harter Arbeit und vieler Entbehrungen Ende 1949, als sie aus den Lagern entlassen wurden und endlich in die Heimat zurückkehren konnten (die Heimfahrt erfolgte  wieder in Viehwaggons).

Auch die deutsche Bevölkerung von Knees blieb von dieser Verschleppung nicht verschont und etwa die Hälfte der Deportierten ist dort verstorben. Begraben wurden sie auf freiem Feld. Ein kleines Holzkreuz ist alles was einen Moment an sie erinnerte.
Schon als Kind wurde ich mit dieser Verschleppung konfrontiert, da meine Mutter (die auch verschleppt war) und andere Verwandte immer wieder über die grauenvollen Zustände in den russischen Lagern und über diese schwere Zeit berichteten. Oft stellte ich mir die Frage, wie die Betroffenen überhaupt unter diesen menschenunwürdigen Bedingungen überleben konnten. Manche  starben auch noch nach ihrer Rückkehr aufgrund von Spätfolgen verschleppter Krankheiten oder Unfälle.

Man stelle sich in diesem Zusammenhang auch das Leid der Alten und Kinder vor. Der Ernährer seit Jahren im Krieg, vermisst oder in der Kriegsgefangenschaft, die Mutter in die Ukraine verschleppt, der Haushalt und der Getreidespeicher geplündert und das Feld enteignet. Unter diesen Umständen mußten die Großeltern einspringen und völlig mittellos die Enkelkinder großziehen.

Bericht einer Betroffenen
Nachfolgend berichte ich, wie sich Elisabeth Viel (geb. Pfeiffer) an die Deportation erinnert.

Am 14. Jänner kam der Nachbar (dem Kramp Hans sein Stiefvater) abends zu Familie Pfeiffer und erzählte, dass in der Fleischbank das Gerücht kursierte, dass alle jungen Deutschen weggebracht werden sollten. Als er heimging, schlug er vor, dass Frau Elisabeth mit ihm gehen solle. Das war so um halb zehn abends. Nach zwölf Uhr bellten plötzlich die Hunde ganz laut und im Pfeiffersch-Haus waren Gendarmen und rumänische Männer, die nach ihr suchten. Die Männer gingen unverrichteter Dinge wieder weg, da sie beim Vedder Lambert versteckt war. Bei Ehlings und in der anderen Nachbarschaft haben sie aber alle jungen Frauen mitgenommen.
Morgens wollte ihre Mutter und eine Nachbarin den Weg nach Betschkerek erkunden, aber sie kamen gar nicht zum Dorf hinaus, denn an der Dorfgrenze wachten rumänische Männer mit Knüppeln, damit niemand entkommen konnte. Sie versteckte sich dann beim Vedder Ion, denn da wurde sie bestimmt nicht gesucht. Am nächsten Tag kam die Mutter und erzählte, dass die Männer wieder da waren und sie holen wollten. Sie drohten nun, ihren Vater mitzunehmen, falls sie nicht auftauchen sollte. Daraufhin ging sie heim, packte ein paar Sachen ein und ging auch in die rumänische Schule, wohin die anderen schon gebracht worden waren. Als alle Betroffenen zusammengetrieben waren, wurden sie mit Schlitten nach Winga gefahren, wo schon viele andere Deutsche aus umliegenden Ortschaften in der Schule festgehalten und von russischem Militär bewacht wurden. In Winga wurden die Transporte zusammengestellt und die Opfer in fensterlose Viehwaggons verladen, in denen Pritschen aufgestellt waren. Trotz der grausamen Kälte gab es keine Möglichkeit zu heizen. Waschgelegenheiten  und Toiletten waren ebenfalls keine vorhanden.

Feierabend
    Elisabeth Viel (r) zusammen mit Katharina Kutschera, 
    Evi Feiler und Tilli Herbst (1948)
    Foto von Elisabeth Viel

Frau Viel erzählt dazu folgendes: Mei Vatter es aa metem Schliede of Winga komm. Meer ware noch 3-4 Teech en Winga on mei Vatter hat jeede Taach was metgebrong: Esse, warmes Gwand on aa mei dicki Bezich. Doo war ich froh drom, weil’s war doch so kalt. En onsrem Wagoon ware fast lauder Knieser, Männer on Weiwer, so 35-4o Persone. Di Männer han em Bodem vom Wagon a Loch rausgschnied, das war onser Klosett. Am Anfang hamer noch Esse von derhem ghatt, awwer dann hamer getrockeltes on verschimbeltes Brot zu esse kritt.
Bei Curtici hamer en di russische Wagons omsteije misse. Di ware voll met Leis on meer haade se aa ball ghatt. Am 17. oder 18. Feewer sen mer en Russland en Stalino (heute Donez) aankomm. Meer han bes ens Lager dorch de hoche Schnee gehn misse. Ich sen glei for aarweide en de Schacht engeteelt gen. Meer han en drei Schichte gearweit, aa Sonndachs. Derfor hammer a Taach en der Wuch frei gritt.
Ofm Weech zur Arweit on zrock ware mer emmer von bewaffnete Posten bewacht. Weil mer doch alli Leis ghatt han, hamer aus de Landre Petrolium rausgholl on de Kopp engerieb, for das mer di Leis loskrien. Schlemmer wie di Leis, ware awer di Wanze. Onser Gwand hamer zum entwanze en die "etuwa" gebrong, dort es dann mei Wendermandel kaputtgang.
Zuerscht ware mer eme große Haus onnergebrong. Doo ware so vill Wanze, di hat mer net vernichte kenne, drom hamer em Sommer draus em Hoff gschloof. Späder ware mer dann en Baracke. Em Schacht es onser Gwand oft naß gen, on em Wender wars oft schtrack gfroor, noh ware mer froh, dass mer ons, wamer en di Baracke komm sen, met warmem Wasser han wäsche kenne.
Bei ons em Schacht han aa jonge russische Buwe on russische Flinteweiwer gearweit. Derhem hat jo niemand gewesst wo mer sen, mer han net schreiwe derfe. Noh hat mol so a Flinteweib mer a Postkaart gebrong on gsaat, ich soll di hem schreiwe. Das Flinteweib hat dann die Kaart abgscheckt on di es werklich derhem en Knies aankomm. Das waar di erschti Nachricht von de Verschleppte aus Russland.
Am Anfang haade mer a aarich beese Major. Das war a kleene, dicke Mann, de was mich emmer an onser Pharre erinnert hat. Dee Major hat emmer gsaat, dass mer alli zum Lorenz gehn werre (de Lorenz war a Mann, de was emmer di Toode weggebrong hat), also dass mer alli schterwe. De Major es noh krank gen on gschtorb, awwer von ons es niemand zu seiner Leicht gang. Dann hamer a Major kritt, de war groß on stark (so wie de Seif), das war a guude Mann. Er hat emmer gsaat: „skoro domoi“, also dass die Zeit schon kommt, wammer hem derfe. Vill han Salztee getronk, for dasse krank gen on metm Kranketransport hem kenne. Awwer von dene sen aa manche noch en Russland gschtorb. Das ware schon aarich schlemme Zeide, on das kann niemand glaawe, de wases net metgemach hat. Weil mer wenig zu esse haade on schwer arweide han misse, sen vill Leit krank gen on manche sen a gschtorb. Als erschtes eses Lay Lissi gschtorb, schon em erschti Johr. Das han ich aa schon of der erschti Postkaart gschrieb.
1946 es dann Typhus en onsrem Lager ausgebroch. Ich sen aa krank gen on alli Typhuskranke sen en a annres Gebäude komm. Meer han Pille kritt, awwer von denne sen ons di Hoor ausgang.

Em Schacht hats aa oft Onfäll gen. Es Herbstler Lissi on noch a Weib aus Orzydorf sen ausm Lift en de Schacht gfall on waare tot. Aa em Steinbruch es mol e greesres Ongleck passeert, noo sen siewe jonge Mensche omkomm.
1949 em November hamer hem derfe. Ich kann mich noch gut erinnre, dass dei Vatter ons bes Temeschwar entgegenkomm es. En Knies ofm Bahnhof waar a groose Empfang, so vill Leit waare komm. Aa mei Bruder waar doo, awwer ich hanne net gekennt. Di Blechmusik hat gschpillt on alle Glocke han gelaut. Dann semer alli zur Mess en di Kerch gang. Das es jetz schon alles so lang her, awwer mer kann das Schlemmi, was mer metgemach hat, net vergesse.
"

 
 

Kneeser Landsleute, die zur Zwangsarbeit nach Russland verschleppt wurden
(1945-1949)

 
 

Ukraine



 
 
Pos. Name, Vorname
Geb. Datum
Ort, Lager Bemerkung
1 Bender, Nikolaus
09.05.1927
Stalino 1021 verst. 06.03.1946
2 Bentz, Barbara geb. Schultz
25.11.1920
Sverdlovsk 1220 Heimkehr 22.12.1949
3 Berger, Elisabeth geb. Gross
25.04.1927
Makeefka 1001 Heimkehr 25.11.1949
4 Bernhardt, Josef
26.09.1921
 
verst. 14.04.1947
5 Bettendorf, Magdalena geb. Glass
05.05.1929
Stalino 1021 Heimkehr 15.11.1949
6 Bettendorf, Philipp
13.02.1927
Stalino 1021 Heimkehr 15.11.1949
7 Brommer, Katharina geb. Müller
07.02.1920
  verst.
8 Brommer, Margarethe
29.03.1926
Krasna Armensk 1028 Heimkehr 27.11.1949
9 Brommer, Susanna geb. Braun
22.07.1920
  verst.
10 Brummer, Katharina geb. Petri
14.03.1924
Stalino 1021 Heimkehr
11 Decker, Augustin
10.08.1928
Stalino 1021 Heimkehr 1949
12 Decker, Paul
16.10.1903
Stalino 1021 Heimkehr 27.10.1945
13 Dipong, Margarethe geb. Schlupp
03.12.1919
 
verst.
14 Dürbeck, Angela geb. Plennert
01.03.1926
Rudnik 1028 Heimkehr 09.07.1948
15 Ehling, Elisabeth geb. Wokal
14.01.1918
Stalino 1021 Heimkehr 25.11.49
16 Ehling, Maria
25.10.1920
Stalino 1021 verst. 18.10.46
17 Eichert, Theresia geb. Ehling 29.01.1913   Heimkehr
18 Gängler, Nikolaus
18.02.1907
 
verst.
19 Gercsenyi, Maria geb. Minnich
04.05.1927
Stalino 1021 Heimkehr 13.11.1949
20 Gergen, Anna
18.04.1924
Stalino verst. 16.09.1946
21 Gergen, Jakob
07.09.1902
Stalino 1021 Heimkehr
22 Glass, Anton
28.06.1900
Stalino 1021 verst. 10.02.1946
23 Glass, Eva
09.01.1922
Stalino 1021 verst. 19.10.1946
24 Glass, Josef sen.
09.05.1903
Stalino 1021 Heimkehr 30.05.1947
25 Glass, Josef jun.
22.03.1927
Stalino 1021 entl. Ostzone 20.11.1949
26 Glass, Magdalena
06.03.1928
 
verst. 23.12.1945
27 Glass, Peter
17.02.1902
 
verst. 21.10.1945
28 Gombkötö, Margarethe geb. Schleich
23.06.1925
Makeevka 1001 Heimkehr 15.10.1948
29 Griffaton, Katharina
1927  
  Heimkehr
30 Griffaton, Nikolaus ?     Heimkehr
31 Griffel, Franz
19.03.1926
Sverdlovsk 1220 Heimkehr 22.12.1949
32 Griffel, Magdalena geb. Herbeck
14.04.1926
Sverdlovsk 1220 Heimkehr 22.12.1949
33 Gross, Anna geb. Krauser
08.11.1914
Dimitrovka 1028 verst. 16.01.1945
34 Gross, Eva
27.07.1922
  Heimkehr
35 Gross, Wilhelm sen.
20.02.1900
  Heimkehr
36 Grün, Georg
25.04.1928
Stalino 1010 Heimkehr 23.10.1949
37 Günther, Susanne geb. Rieder
27.07.1923
  Heimkehr
38 Heidi, Katharina
02.09.1925
   
39 Herbst, Ida
17.08.1914
Stalino 1021 Heimkehr 06.1948
40 Herbst, Ottilie
19.10.1920
Stalino 1021 Heimkehr 14.11.1949
41 Herbstler, Elisabeth geb. Minnich
18.01.1920
Stalino 1021 verst. 31.10.1948
42 Herbstler, Elisabeth
08.07.1924
  verst.
43 Herbstler, Katharina geb. Gross
31.08.1920
  Heimkehr
44 Issler, Elisabeth geb. Petri
09.11.1920
Stalino 1021
verst. 1946
45 Issler, Josef
26.03.1928
 
verst.
46 Jobba, Barbara
07.07.1915
Sverdlovsk 1220 Heimkehr 01.07.1948
47 Jobba, Georg
26.04.1900
 
verst.
48 Jobba, Jakob
30.05.1904
Dimitrovka 1028 verst. 31.12.1945
49 Jobba, Johann
14.10.1926
 
verst.
50 Jobba, Peter
23.03.1896
  verst. 22.08.1947  Frankf.O
51 Jobba, Nikolaus
25.02.1899
  Heimkehr
52 Jochum, Konrad
05.08.1905
Sverdlovsk 1220 verst. 09.05.1946
53 Jochum, Konrad
29.07.1928
  Heimkehr 28.11.1949
54 Jochum, Nikolaus
17.03.1901
  Heimkehr 1948
55 Kneip, Nikolaus
27.04.1926
Stalino 1021
Heimkehr
56 Koch, Peter
27.04.1901
Stalino 1021 verst. 24.02.1947
57 Kodrotz, Agnes geb. Wetter
09.05.1916
Dimitrovka 1028 Heimkehr 07.1949
58 Krauser, Barbara geb. Anna
22.06.1920
  Heimkehr
59 Kreiss, Katharina
02.05.1926
Sverdlovsk 1220 verst. 28.03.1945
60 Kresinger, Anton
22.03.1907
 
verst.
61 Krier, Franz
04.07.1909
  entl. Ostzone, Heimkehr
62 Kron, Zacharias
07.11.1897
  Heimkehr
63 Kunai, Nikolaus
21.12.1903
  Heimkehr
64 Kutschera, Katharina geb. Lay
20.05.1924
Stalino 1021
Heimkehr 11.1949
65 Kutschera, Nikolaus
28.04.1912
Stalino 1021 Heimkehr 11.1949
66 Lambert, Vera geb. Basting
07.01.1920
Stalino 1021 entl. Ostzone 28.05.1947 Heimkehr
67 Lambing, Maria geb. Bernhard
13.12.1922
Dimitrovka 1028 Heimkehr 23.11.1949
68 Lauer, Johann
06.07.1900
Stalino 1021 Heimkehr 1949
69 Lauer, Maria
06.07.1926
Stalino 1021 Heimkehr 19.09.1949
70 Lay, Johann
05.01.1929
   
71 Lay, Susanna
09.09.1927
 
verst. 1945
72 Leeb, Theresia geb. Lay
10.09.1914
Stalino 1021
entl. Ostzone 1947, Kanada
73 Lenhardt, Susanne geb. Wiener
16.05.1922
Worosilowgrad 9 Heimkehr 31.10.1945
74 Lennert, Anna geb. Arnold
11.04.1920
  Heimkehr 1949
75 Lennert, Franz
11.11.1913
  entl. Ostzone, Heimkehr
76 Machata, Elisabeth geb. Klein
26.10.1915
Horlovka verst. 26.01.1948
77 Machata Elisabeth geb. Quintus
23.09.1927
Krasna Armensk 1028 Heimkehr 09.12.1949
78 Mager, Elisabeth geb. Götz
02.08.1916
  Heimkehr
79 Märzacker, Peter
30.10.1904
  verst. 31.12.1947
80 Maurer, Cäcilia geb. Petz
29.10.1917
Stalino 1021 Heimkehr 10.1948
81 Maurer, Jakob
06.04.1904
Krasna Armensk 1028 Heimkehr
82 Maurer, Johann
27.08.1928
Krasna Armensk 1028 Heimkehr 01.11.1949
83 Maurer, Katharina geb. Klein
01.05.1918
Dimitrovka 1028 Heimkehr 11.1945
84 Maurer, Konrad
01.05.1910
  Heimkehr
85 Maurer, Margarethe geb. Martin
09.02.1920
  Heimkehr
86 Maurer, Maria geb. Ritter
04.10.1920
 
verst. 01.01.1946
87 Mayer, Alexander
1910 ? 
  entl. Ostzone
88 Mayer, Rosalia geb. Weber
10.02.1920
   
89 Metzger, Maria geb. Bender
13.06.1915
   
90 Minnich, Eva geb. Schröder
11.06.1926
  Heimkehr
91 Müller, Jakob
22.11.1928
Stalino 1021 Heimkehr 11.1949
92 Necker, Josef
23.07.1903
  Heimkehr
93 Niess, Katharina geb. Gerold
17.05.1915
Stalino 1021 Heimkehr 1949
94 Pop, Katharina geb. Weiss
18.04.1921
  Heimkehr
95 Quintus, Barbara geb. Petz
12.02.1921
  entl. Ostzone, Amerika
96 Quintus, Franz
20.04.1899
Krasna Armensk 1028 Heimkehr 10.1947
97 Quintus, Johann
17.08.1910
Ural Heimkehr 1949
98 Quintus, Lambert
04.06.1902
Stalino 1021 verst. 24.04.1947
99 Reimann, Maria geb. Weber
22.03.1923
  entl. Ostzone
100 Rieder, Barbara geb. Issler
11.04.1918
Stalinski 1028 Heimkehr 11.1949
101 Rieder, Johann
30.03.1898
  verst. 1945
102 Rieder, Maria geb. Till
25.01.1926
Stalino 1000 Heimkehr 11.11.1949
103 Röhrich, Johann
13.02.1906
Vetka verst. 31.12.1946
104 Roos, Maria geb. Lay
21.11.1921
Stalino 1021 Heimkehr
105 Roth, Josef
?
  Heimkehr
106 Sassrath, Jakob
08.03.1928
Stalino 1021 Heimkehr 25.11.1949
107 Scherban, Maria
29.08.1925
  verst.
108 Schlimmer, Heinrich
28.03.1910
  Heimkehr
109 Schlimmer, Maria geb. Schadt
27.02.1920
  Heimkehr
110 Schmal, Katharina geb. Maurer
14.01.1920
Stalino 1021 Heimkehr 09.1949
111 Schmidt, Elisabeth
06.03.1925
 
verst.
112 Schmidt, Katharina geb. Breitenbach
06.03.1922
  Heimkehr 1949
113 Schmidt, Ludwig
05.11.1928
  Heimkehr
114 Schmidt, Maria geb. Jobba
06.07.1922
  Heimkehr
115 Schönborn, Michael
21.05.1927
  entl. Ostzone
116 Schönborn, Peter
23.02.1899
  Heimkehr
117 Schröder, Katharina
12.09.1922
  Heimkehr
118 Schummer, Franz
23.07.1906
  Heimkehr 11.1948
119 Schwarz, Michael
19.04.1907
Sverdlovsk Heimkehr 30.05.1947
120 Seif, Georg
27.02.1905
  Heimkehr
121 Seif, Konrad
09.05.1928
 
Heimkehr
122 Seif, Nikolaus
09.05.1928
  Heimkehr
123 Springart, Barbara geb. Maurer
21.09.1920
Stalinski 1028 Heimkehr 11.1949
124 Stamm, Margarethe geb. Ehling
10.12.1924
Stalino 1021 Heimkehr 15.11.1949
125 Viel, Elisabeth geb. Pfeiffer
30.04.1925
Stalino 1021 Heimkehr 15.11.1949
126 Viel, Nikolaus
03.08.1919
  Heimkehr 1949
127 Wambach, Cäcilie geb. Kreiss
01.11.1923
Sverdlovsk 1220 Heimkehr 1945
128 Wambach, Eva
1925 ? 
 
verst.
129 Wambach, Jakob
07.12.1907
Dimitrovka 1028 Heimkehr 20.04.1947
130 Wanson, Franz
1910 ? 
 
verst. 1945
131 Wanson, Theresia geb. Kuhn
12.07.1917
  Heimkehr
132 Weber, Maria geb. Koch
13.04.1927
Stalino 1021 Heimkehr 20.11.1949
133 Weber, Martin
12.07.1898
Worosilovgrad verst. 10.1945
134 Weber, Peter
02.08.1927
Stalino 1021 Heimkehr 20.11.49
135 Weiss, Magdalena
19.12.1919
 
verst.
136 Weiss, Katharina geb. Klein
02.12.1919
Krasna Armensk 1028 Heimkehr 11.1949
137 Welter, Barbara geb. Niess
06.05.1919
  Heimkehr 11.1949
138 Wendel, Nikolaus
02.12.1905
  verst.
139 Wolf, Johann
04.10.1901
  Heimkehr
140 Zimmer, Franziska (Katharina)
             geb. Karcher
30.01.1927
  Heimkehr

Sowohl die Liste wie auch die Angaben sind möglicherweise nicht vollständig.
Ergänzungen bitte unter 089-7932404 melden.

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Verschleppung in die Baragansteppe 1951-1956
( von Annemarie Ebner)
 

Am 17./18.Juni 1951 wurden Tausende von Familien (ca. 40.230 Personen) aus 172 Ortschaften entlang der Grenzzone zu Jugoslawien in die Baragansteppe deportiert. Betroffen waren diesmal nicht nur die Deutschen im Banat, sondern auch reiche oder politisch missliebige Rumänen und Serben. Auf diese Weise wollte man regimefeindliche Personen, die sogenannten "unzuverlässigen Elemente" entfernen. In den Baragan durften die Betroffenen etwas Hausrat und in geringem Umfang Großvieh mitnehmen. Der Rest des Hab und Guts der Verschleppten mußte für einen Spottpreis an den Staat "verkauft" werden, landete aber häufig bei besonders eifrigen Kommunisten, welche sich die besten Stücke herauspickten.
Mit dieser Aktion bekam der Staat Wohnraum für rumänische Kolonisten, welche das überwiegend deutsche Banat entlang der sensiblen jugoslawischen Grenze rumänisieren sollten und man zwangsrekrutierte gleichzeitig Personen für eine Besiedlung der unwirtlichen Landschaft im Südosten Rumäniens. Innerhalb kürzester Zeit entstanden im Baragan, einer dürren Steppenlandschaft zwischen Donau und Jalomita, 22 neue Siedlungen mit je 4oo – 5oo Häusern. Erst ab 1956 wurden die Zwangsverschleppten aus dem Baragan wieder in ihre Heimat entlassen und die meisten Dörfer verfielen anschließend. Alle Not und die Entbehrungen waren aus heutiger Sicht vergebens. Es handelte sich um eine reine Schikane der rumänischen Kommunisten gegenüber der eigenen Bevölkerung. Aus Knees waren 23 Familien nach Dalga verschleppt worden.
 

Baragan

Die schwarzen Punkte kennzeichnen Orte, in welche Banater deportiert wurden.
 
 

Nachfolgend gebe ich sinngemäß und gekürzt wieder, was Ernst Stoffel (Ehemann unserer Landsmännin  Maria Stoffel, geb. Heinrich) über die Verschleppung geschrieben hat.


Montag, den 18. Juni 1951, Punkt 1.oo Uhr nachts wurde die Aktion gestartet. Mit vorbereiteten Listen gingen Sicherheitsbeamte, begleitet von 4 bewaffneten Soldaten, zu den betroffenen Familien und forderten sie auf, das zum Leben Notwendigste zu packen und innerhalb von zwei Stunden für den Abtransport auf dem Bahnhof zu sein. Jede Familie konnte soviel mitnehmen, wieviel in einen Güterwaggon passte. Neben Lebensmittel, Hausrat und Kleidung durfte auch  Großvieh, Geflügel und Futter mitgenommen werden. Am Bahnhof wurden zwischenzeitlich lange Güterzüge bereitgestellt und die Leute samt ihrer Habseligkeiten verladen.  Die Häuser wurden  versiegelt und die betroffenen Familien bekamen eine kleine Entschädigung für das zurückbleibende Hab und Gut.
Am 19.06.1951  gegen Mittag begann die Reise  gegen Osten, ins Ungewisse. Nach zwei Tagen Fahrt waren sie an der Endstation angelangt. Hier wurden sie auf ein Ausladegleis  verschoben, wo bereits alle verfügbaren Pferdegespanne der Rumänen aus der Umgebung zusammengezogen waren, um die Deportierten zum Bestimmungsort zu bringen. Nach ungefähr 20 Minuten waren sie an der Stelle, wo ein neues Dorf entstehen sollte, angelangt. Es war ein abgeerntetes Weizenfeld auf dem die Plätze zum Hausbau  gekennzeichnet waren. Die Leute wurden genau angewiesen, wo sie ihre Sachen abzuladen hatten. Die Nacht verbrachten alle zwischen ihrem Hausrat auf freiem Feld, über ihnen nur der Sternenhimmel. Am nächsten Tag wurde ihnen mitgeteilt, daß sie, zur Errichtung einer Unterkunft, Material bei der Bauleitung erhalten könnten. Sie erhielten acht Bretter, sechzehn Nägel und eine Binsenschilfmatte. Damit konnten sie ein „Zelt“ von 4 m Länge und 3 m Breite errichten. Zum Abdecken dieser notdürftigen Unterkunft konnten sie den zu Garben gebundenen abgeernteten Weizen verwenden.

 
 
Baragan

Kneeser Kinder vor einem der typischen strohgedeckten Häuser im Baragan
  Foto von Elisabeth Schönborn geb. Krauser (2. v. l)

Von den Behörden wurden die Verschleppten darauf hingewiesen, dass sie hier auf Dauer verbleiben sollten, um auf den Staatsgütern zu arbeiten. Außerdem verlangte man, dass jede Familie mit dem Bau ihres Hauses beginnen sollte. Die Leute zögerten, doch es wurde ihnen gesagt, dass man in den provisorischen Unterkünften unmöglich überwintern konnte. Also blieb ihnen nichts anderes übrig, als mit dem Bau der Häuser zu beginnen. Die Baupläne mit den vorgegebenen Maßen mussten genau eingehalten werden. Man konnte das große Haus mit zwei Zimmern und Küche ( 11 m x 5,30 m ) oder das kleine Haus mit einem Zimmer und Küche (7 m x 4,30 m)  bauen. Türen, Fenster und Holz für den Dachstuhl wurden zur Verfügung gestellt, die Errichtung des Hauses musste jedoch jeder selbst vornehmen. Die Häuser wurden entweder mit aus Erde gestampften Wänden errichtet oder  man mauerte die Wände mit Lehmziegel hoch. In beiden Fällen benötigte man aber Wasser und darum musste man zuerst Brunnen graben. Meist taten sich dabei zwei oder mehrere Nachbarn zusammen. Als Dach für das Haus wurde Stroh oder Schilf verwendet.  Zwischendurch mussten in Gemeinschaftsarbeit die öffentlichen Gebäude errichtet und die Baumwollernte des Staatsgutes eingebracht werden. Im Spätherbst war es dann soweit, dass man die Häuser beziehen  konnte.
Geheizt wurde in einem selbstgebauten Ofen mit Weizenstoppeln. Nach dem Haus musste nun noch ein Stall für das Vieh gebaut werden.
Um für den Lebensunterhalt aufzukommen, suchte sich mit Beginn des Frühjahres 1952 jeder Arbeitsfähige eine Arbeitsstelle (eine Dauerstellung beim Staatsgut oder eine Beschäftigung als Tagelöhner). Die Versorgung der Familie mit Gemüse und Obst (Zucker- und Wassermelonen) wurde durch den Hausgarten sichergestellt.
 Für ältere arbeitsunfähige Menschen, die keine Angehörige mehr hatten, war es besonders schwer. Viele lebten in großer Not und ernährten sich vom Veräußern ihrer Habseligkeiten. Einzelne davon siechten langsam dahin und fanden schließlich den Tod.
Die Winter im Baragan waren gekennzeichnet durch massive Kälteeinbrüche im Januar und durch gefährliche Schneestürme (crivati). Besonders schlimm war es im Winter des Jahres 1953/54. Am zweiten Februar brach der denkwürdigste Tag des Jahres 1954 an. Wie immer um diese Zeit stellte sich der Winter mit strengem Frost ein, gleichzeitig fing ein Schneesturm an zu toben. Drei Tage und drei Nächte wehte und pfiff der Wind um die Häuser, eine Unmenge Schnee vor sich hertreibend. Beim kleinsten Hindernis begann sich der Schnee anzusammeln und türmte sich langsam felsenfest und meterhoch aufeinander.  Herr Stoffel schreibt: „Unser Brunnen war innerhalb von wenigen Stunden mit Schnee zugeweht. Das Vieh konnte überall nur notdürftig versorgt werden.  Das Trinkwasser musste von schneefreien Brunnen anderer Leute besorgt werden. Man bekleidete sich  warm;  die Pelzmütze tief in die Stirn  gezogen verließ man das Haus. Zur Orientierung nahm man sich einen Punkt vor und ging darauf zu. Mehr als zehn Schritte konnte man gegen das Schneegestöber jedoch nicht tun. Dann musste man sich umdrehen, um wieder richtig atmen zu können, denn der Wind schnitt einem einfach die Luft ab. So rang man sich langsam bis zum Brunnen durch, immer bedacht, ja nicht die Richtung zu verlieren. Wieder im Haus angelangt, musste man Rock und Hose ausziehen, denn alles war durch das Eindringen des Schnees steif gefroren wie ein Brett. Die Hose konnte man getrost hinstellen, ohne dass sie umfiel. Nach drei Tagen flaute der Schneesturm ab und man hoffte, dass die Gefahr vorbei sei. Er gönnte sich jedoch nur eine kleine Verschnaufpause. Insgesamt fegte er neun Tage lang über das Land.“
 Manche Häuser waren in dieser Zeit völlig eingeschneit bzw. zugeweht und die Bewohner konnten nur mit Hilfe der Nachbarn freigeschaufelt werden. Nach dem Kampf gegen den Schnee begann der Kampf gegen das Schmelzwasser, welches die Lehmhäuser gefährdete.
Im Spätherbst 1955 wurden erste Gerüchte laut, dass die Verschleppten entlassen werden sollten. Ende Januar 1956 konnten sich die Ersten auf die Heimreise machen. Den Transport ihrer Habe mussten sie selbst organisieren und auch bezahlen. Zuhause standen sie dann wieder vor dem Nichts.

 
 

Deutsche Familien aus Knees welche in den Baragan verschleppt wurden
(Die nachfolgende Liste wurde zur Verfügung gestellt von Maria Stoffel)
 
 
Pos. Name

Anzahl der
Personen

  Pos. Name

Anzahl der
Personen

1 Albert, Anton
4
 
13
Koreck, Johann
3
2 Bartl, Peter
2
 
14
Krauser, Jakob
3
3 Brommer, Peter
5
 
15
Krauser, Jakob
4
4 Dipong, Josef (Bojar)
5
 
16
Kreiss, Johann
4
5 Frank, Hans
2
 
17
Machata, NIkolaus
4
6 Frank, Lambert
2
 
18
Mann, Peter
2
7 Gängler, Elisabeth
3
 
19
Schummer, Franz
4
8 Glass, Elisabeth
2
 
20
Schummer, Lambert
3
9 Gross, Jakob
2
 
21
Wambach, Alexander
2
10 Heinrich, Josef
3
 
22
Wambach, Jakob
4
11 Klein, Peter
4
 
23
Wambach, Peter
4
12 Klein, Nikolaus
3
 
 

Im Baragan verstorben: Johann Koreck.

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Knees unter dem Kommunismus

 
 

Wie überall in den russisch besetzten Gebieten stieß auch in Rumänien der Bodensatz der Gesellschaft in das entstandene Machtvakuum nach dem Krieg und verfolgte unter der Fahne des Kommunismus überwiegend Ziele, welche nicht zuletzt auch der persönlichen Bereicherung dienten. Der Letzte dieser Spezies war Nicolae Ceausescu, der Titan der Karpaten, der „Conducător“ (Führer) oder wie er sich sonst noch preisen ließ. Im Fernsehen zeigte er sich mit Schärpe und Szepter. Willkommene Opfer waren in vielen Fällen auch die, aufgund ihres Fleißes und ihrer Sparsamkeit, besser gestellten Deutschen.

Wer erinnert sich noch an die Zeiten:

  • als die Schulkinder am Sonntag ins Kino gehen mußten, um sie vom Kirchgang abzuhalten.
  • als der Titan der Karpaten das Land bereiste. Solche Besuche kündigten sich schon Tage vorher an, da wurden Maschinen neu gestrichen, die Straßen gereinigt, die besten Kühe nach vorne gehängt - alles um einen guten Eindruck zu machen. Willfährige Speichellecker liefen beim Besuch dem Titanen mit einem Schreibblock hinterher, um jedem seiner Worte zu lauschen und seine weisen Ratschläge begierig aufzunehmen.
  • als Mais und anderes entlang der Straßen mitten in den Dörfern gepflanzt wurde, weil man sich dadurch eine wesentliche Verbesserung der Grundversorgung der Bevölkerung versprach, dafür wurstelte man auf den eigentlichen Anbauflächen außerhalb der Dörfer umso mehr. Der Ernteertrag stieg in der Folge "beträchtlich" und einige Schleimer wurden für diesen "Verbesserungsvorschlag" befördert.
  • als man stundenlang, oft schon im Morgengrauen, um Lebensmittel oder andere Gebrauchsgegenstände in der Schlange stand, um am Ende vielleicht doch nichts mehr zu bekommen.
  • als Schüler, Lehrer, Studenten und Fabrikarbeiter in die Felder und Weinberge geschickt wurden, um die Ernte einzubringen oder einfach nur Feldarbeit zu machen. Von dieser hatten diese meist keine Ahnung und Interesse hatten sie sowieso keines - sie hatten ja was anderes gelernt oder waren dabei etwas anderes zu lernen. Deshalb machten sie sich häufig einen Spaß daraus, möglichst schnell und mit geringstmöglichem Arbeitsaufwand ihr Soll zu erfüllen, daß dabei oft mehr in den Schmutz getreten als geerntet wurde, interessierte niemanden und die Produktion in der Fabrik oder der Lehrbetrieb ruhten währenddessen. Nach oben wurden sowieso nur frisierte Produktionszahlen geliefert.
  • als überzeugte Genossen deutsche Bewerber um einen Studien- oder Arbeitsplatz gelegentlich ablehnten.
  • als in den fernbeheizten Wohnungen die Temperatur im Winter teilweise bis auf 12 °C gedrosselt wurde, manchmal wurde tagelang gar nicht geheizt. Auch Stromausfälle gehörten zum Alltag. Lehrer korregierten zu Hause mit klammen Fingern die Arbeiten der Schüler. Man lief im Mantel durch die Wohnung und Kondenswassertropfen hingen an der Wohnungsdecke.
  • als Bären und anderes begehrtes Wild in den Karpaten für Staatsgäste, Funktionäre und zahlende Kunden angefüttert wurden, um sie dann gegen Devisen abschießen zu lassen.
  • als manche Auswanderungswillige nur nach Zahlung von 10.000 DM pro Kopf die Ausreisebewilligung erhielten. Zusätzlich kassierte der rumänische Staat bei der Bundesregierung nocheinmal in etwa die gleiche Summe (staatlich geförderter Menschenhandel).
  • als 1966 per Dekret 770 beschlossen wurde die Einwohnerzahl Rumäniens von 23 Millionen auf 30 Millionen zu steigern. Jede Frau unter 45 hatte die patriotische Pflicht 5 Kinder zu gebären. Von wenigen Ausnahmen abgesehen war jegliche Abtreibung und die Empfängnisverhütung verboten. Um das Ziel zu erreichen wurde von der Securitate ein Überwachungsapparat für Gynäkologen, Krankenschwestern/Hebammen und Frauen eingerichtet. Jede gebärfähige Frau mußte sich monatlich einer gynäkologischen Untersuchung unterziehen andernfalls gab es keine medizinische Versorgung. Jede Schwangerschaft wurde anschließend genauestens verfolgt. Die Folgen für die ungewollt geborenen "Ceausescu Kinder" sind hinlänglich bekannt, sie landeten im Waisenhaus, wo sie elend dahinvegetierten. Trotz harter Strafen konnte das Dekret aber nicht lückenlos umgesetzt werden.
  • als die medizinische Versorgung kostenlos war. Wer allerdings vergaß den Ärzten ausreichend Bakschisch zu geben, konnte auf seine Behandlung lange warten. Das Essen mußte häufig von Angehörigen ins Krankenhaus gebracht werden.
  • als 1982 Rumänien praktisch zahlungsunfähig war, versuchte der Conducator  die Auslandsschulden durch den Export landwirtschaftlicher Produkte zurückzuzahlen. In der Folge sank der Lebensstandard in Rumänien auf ein in Europa einmalig niedriges Niveau. Die Lebensmittel wurden rationiert. Die Rationen pro Monat und Person betrugen: 1 kg Zucker, 0,5-1 Liter Soja- oder Rapsöl, 1 1/2 kg Mehl, 1 kg Maismehl, 100 g Butter, 10 Eier, 5,5 kg Gemüse, 2,3 kg Obst, 3,5 kg Kartoffeln. Fleisch war so selten zu erhalten, dass es erst gar nicht rationiert wurde und wenn es Fleisch gab, dann meist Schweinefüße, die im Volksmund „Adidas“ genannt wurden. Im Sommer wurde Butter und Fleisch bevorzugt in die Touristengebiete am Schwarzen Meer gebracht um Devisen zu bekommen, im Hinterland gab es dafür umso weniger.
  • als sich der Conducator, trotz aller wirtschaftlichen Probleme, noch Großprojekte wie den Donau Schwarzmeerkanal und den Parlamentspalast leistete. Letzterer ist das größte zusammenhängende Bauwerk Europas. Gar mancher Banater Wehrpflichtige mußte dabei mitarbeiten.
  • als von etwa 13.000 rumänischen Dörfern 6000 bis 8000 dem Erdboden gleich gemacht werden sollten um die Bewohner in „agro-industrielle Zentren“ umzusiedeln. In der Nähe Bukarests wurden die ersten dieser Zentren noch 1989 fertiggestellt. Die Wohnungen bestanden aus zwei Zimmern und einer vier Quadratmeter großen Küche ohne Wasserleitung, die sich mindestens sechs Personen teilen mussten, weil jede Familie mindestens vier Kinder haben sollte. Ein Badezimmer gab es nicht, im Hof befand sich das einzige WC des Wohnblocks. Ob das Banat auch betroffen sein sollte, ist dem Verfasser nicht bekannt.
  • als ein Grenzübertritt bei Besuchen stundenlang dauerte. Zuerst kam die Passkontrolle mit Zwangsumtausch (ca. 30 $ pro Tag und Person), erst dann durfte man den Kofferrauminhalt bis zum letzten Stäubchen auf einem Tisch ausbreiten. Haarklein wurde von den Zöllnern alles begutachtet und selbst Packpapier aus alten Zeitungen konnte zum Problem werden. Auch die Geldbörsen wurden auf Devisen überprüft. Es gab Schikanen am laufenden Band. Ganz einfach nach der Devise "Je größer die Schikanen, desto höher das Bakschisch".
  • als man nur dann privat übernachten durfte wenn man mit dem Gastgeber verwandt war, andernfalls musste man in einem Hotel im, nicht immer nahen, Temeswar übernachten oder man mußte die Dorfpolizisten, wie so oft, mit Backschisch überreden.
  • als allein im Jahr 1986 an der rumänischen Westgrenze 2800 Fluchtversuche registriert wurden, von denen 1800 erfolgreich waren. Gar mancher Flüchtling ist aber in der Donau ertrunken, an der Grenze erschossen worden oder im Falle der Gefangennahme von der Securitate zum Krüppel geschlagen worden.
  • als am Ende der Ceauşescu-Zeit die Securitate 14.259 hauptamtliche Mitarbeiter und zwischen 400.000 und 700.000 Informanten beschäftigte.
  • alles in allem genug Gründe für die Banater Schwaben um die Heimat samt der Gräber der Ahnen zu verlassen und auszureisen.

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